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WSI GenderDatenPortal: Bildung: Berufliche Bildung 1991-2020

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Bezüglich der höchsten beruflichen Qualifikation lassen sich im Jahr 2020 zwischen Frauen und Männern im Erwerbsalter (zwischen 15 und unter 65 Jahren) in Deutschland nur noch geringe Unterschiede feststellen (Grafik 1):

  • Knapp die Hälfte der Frauen und Männer (47 bzw. 48 Prozent) hat eine berufliche Lehre abgeschlossen. Unter Frauen wie Männern stellt die duale Ausbildung (immer noch) das am häufigsten erreichte berufliche Qualifikationsniveau dar.
  • Bei den akademischen Abschlüssen liegen Frauen und Männer ebenfalls fast gleichauf: Mehr als ein Fünftel der Frauen und Männer haben einen Hochschulabschluss (23 bzw. 24 Prozent).
  • Auch beim Anteil der Personen ohne beruflichen Abschluss finden sich nur noch geringe geschlechterbezogene Unterschiede: Knapp ein Fünftel der Frauen und Männer (jeweils 18 Prozent) haben keine Ausbildung abgeschlossen.
  • Einen Fachschulabschluss als höchsten beruflichen Abschluss hat mindestens jede achte Frau und jeder zehnte Mann.

Im West-Ost-Vergleich sind beim höchsten beruflichen Abschluss jedoch noch deutliche regionale Unterschiede festzustellen, während die geschlechterbezogenen Unterschiede auch innerhalb der beiden Regionen eher gering ausfallen:

  • In Ostdeutschland haben deutlich mehr Menschen eine berufliche Lehre abgeschlossen als in Westdeutschland. Gerade die Männer haben dabei in Ostdeutschland die Nase vorn: Knapp 60 Prozent der Männer in Ostdeutschland (und 52 Prozent der Frauen), aber nur jeweils 46 Prozent der Frauen und Männer in Westdeutschland haben eine berufliche Lehre abgeschlossen.
  • Akademische Abschlüsse sind in Ostdeutschland etwas seltener als in Westdeutschland, zudem verfügen hier die Frauen etwas häufiger über einen solchen Abschluss (21 Prozent zu 20 Prozent). In Westdeutschland haben dagegen Männer (24 Prozent) etwas häufiger einen akademischen Abschluss als Frauen (23 Prozent).
  • Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland verfügt jeder zehnte Mann über einen Fachschulabschluss. Für Frauen in Ostdeutschland ist dieser Abschluss jedoch von größerer Bedeutung: Knapp 18 Prozent der Frauen in Ostdeutschland haben einen Fachschulabschluss, aber nur 11 Prozent der Frauen in Westdeutschland.
  • In Westdeutschland haben – unabhängig vom Geschlecht – sehr viel mehr Menschen keinen beruflichen Abschluss. Jede*r fünfte*r westdeutsche Frau und Mann verfügt über keinen beruflichen Abschluss, während dies in Ostdeutschland nur 9 Prozent der Frauen und 11 Prozent der Männer betrifft.

Die dargestellten Differenzen zwischen Frauen und Männern sind überwiegend auf stärker ausgeprägte Bildungsunterschiede in der älteren Generation zurückzuführen – dies gilt sowohl für West- wie auch für Ostdeutschland. Stellt man jedoch das berufliche Qualifikationsniveau der 30- bis 39-jährigen Frauen und Männern in Deutschland im Zeitvergleich gegenüber, so wird der Zuwachs an beruflichen Qualifikationen über den Beobachtungszeitraum hinweg klar erkennbar (Grafik 2). Dieser Qualifikationsanstieg zwischen 1991 und 2020 ist für Frauen sogar noch deutlich stärker ausgeprägt als für Männer.

Frauen im mittleren Lebensalter schneiden im Jahr 2020 beim beruflichen Qualifikationsniveau im Vergleich zu Männern deutlich besser ab:

  • Beim Akademiker*innen-Anteil in dieser Altersgruppe liegen die Frauen im mittleren Lebensalter vor den Männern (32 gegenüber 29 Prozent).
  • Auch einen Fachschulabschluss weisen Frauen häufiger auf als Männer (12 gegenüber 10 Prozent).
  • Der nach wie vor wichtigste berufliche Abschluss ist bei beiden Geschlechtern eine Lehre bzw. betriebliche Berufsausbildung. Dies gilt für 40 Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer. Insbesondere bei den Frauen zeigt sich allerdings eine abnehmende Bedeutung der dualen Ausbildung seit 2010.
  • Beim Anteil der Personen ohne Ausbildungsabschluss finden sich 2020 kaum geschlechtsbezogenen Unterschiede. (1) Hier zeigt sich in den letzten Jahren vor allem für die Männer ein leichter Anstieg.

Fazit: Junge Frauen schneiden inzwischen nicht nur bei den schulischen Abschlüssen besser ab als gleichaltrige Männer, sondern auch beim beruflichen Qualifikationsniveau. (2) Frauen erreichen immer häufiger einen Hochschul- oder Fachschulabschluss – dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2020 fort. Doch auch wenn Frauen heute häufiger einen Hochschulabschluss erreichen als Männer, zeigt eine differenzierte Betrachtung, dass der Frauenanteil mit Höhe des akademischen Abschlusses sinkt. Sie erreichen seltener eine Promotion oder Habilitation und werden deutlich seltener als Männer auf Professor*innen-Positionen berufen. (3) Ein Grund dafür sind prekäre und befristete Arbeitsverhältnisse im Wissenschaftsbereich, die mit Familiengründung und Sorge-Arbeit nur schwer vereinbar sind. Frauen übernehmen in Deutschland weiterhin häufiger und umfangreicher Sorge-Arbeit als Männer, was ihren Fortschritt auf der akademischen Karriereleiter hemmt. (4)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Maike Wittmann

 

Literatur

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Wittmann, Maike (2022): Höchster Schulabschluss 1991–2020. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2022): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2022, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 27.06.2022.

Statistisches Bundesamt (2021): Mikrozensus. Qualitätsbericht 2020, letzter Zugriff: 27.06.2022.

Statistisches Bundesamt (2020): Bildungsstand der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus 2019, letzter Zugriff: 28.06.2022.

Statistisches Bundesamt (2019): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2018, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 27.06.2022. 

Zucco, Aline (2022): Frauen in der akademischen Laufbahn. WSI-Blog Work in Progress am 14.04.2022, letzter Zugriff: 28.06.2022.


(1) Besonders stark ist der Anteil der „Ausbildungslosen“ seit 1991 bei den Frauen zurückgegangen: 1991 war noch jede vierte Frau ohne beruflichen Abschluss. Dagegen ist der Anteil der Männer ohne beruflichen Abschluss nur sehr leicht rückläufig.

(2) Vgl. Dietmar / Pfahl, Svenja / Wittmann, Maike (2022): Höchster Schulabschluss 1991–2020. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Vgl. Zucco, Aline (2022): Frauen in der akademischen Laufbahn. WSI-Blog Work in Progress.

(4) Vgl. a. a. O.

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