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WSI GenderDatenPortal: Bildung: Teilnahme an Weiterbildung nach Art der Weiterbildung 2012-2020

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Erwerbstätige Frauen in Deutschland beteiligen sich etwas häufiger als Männer an Weiterbildungen. Im Jahr 2020 haben jeweils etwa zwei Drittel der erwerbstätigen Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 64 Jahren an einer Weiterbildung teilgenommen. Die Beteiligung variiert stark mit der Art der besuchten Weiterbildung, und hierbei zeigen sich teilweise stark ausgeprägte geschlechterbezogene Unterschiede:

  • Am häufigsten werden in Deutschland betriebliche Weiterbildungen besucht, die ganz oder überwiegend in der bezahlten Arbeitszeit stattfinden oder vom Arbeitgeber finanziert werden. An den betrieblichen Weiterbildungen nehmen Frauen etwas häufiger als Männer teil (62 Prozent gegenüber 59 Prozent).
  • Individuelle berufsbezogene Weiterbildungen absolvieren Frauen deutlich häufiger als Männer (mit 19 Prozent gegenüber14 Prozent).
  • Ausgeprägte geschlechterbezogene Unterschiede zeigen sich auch bei Weiterbildungen ohne (unmittelbaren) Berufsbezug: Jede fünfte erwerbstätige Frau (20 Prozent) aber nur etwa jeder achte Mann (13 Prozent) absolviert 2020 eine allgemeine Weiterbildung.

Über den gesamten Beobachtungszeitraum der Jahre 2012 bis 2020 weist das Jahr 2020 die höchste Beteiligung an Weiterbildungen auf, dies gilt für Männer und in noch stärkerem Maße für Frauen. Ein besonders starker Anstieg gegenüber dem Jahr 2018 ist bei den individuellen berufsbezogenen Weiterbildungen festzustellen: Zwischen 2018 und 2020 stieg der Anteil bei Frauen und Männern jeweils fast um das Dreifache an (von 6 auf 19 Prozent bzw. von 5 auf 14 Prozent). Deutlich häufiger haben Frauen und Männer im Jahr 2020 auch an betrieblichen Weiterbildungen teilgenommen. Und erstmals im Erhebungszeitraum haben Frauen dabei eine höhere Beteiligungsquote als Männer (mit 62 gegenüber 59 Prozent). Schließlich hat sich auch der Anteil der Frauen und Männer, die 2020 eine Weiterbildung ohne Berufsbezug absolvierten, gegenüber 2018 deutlich erhöht – bei Frauen hat er sich sogar fast verdoppelt (von 11 auf 20 Prozent; bei den Männern von 8 auf 13 Prozent).

Die geringere Teilnahme an betrieblichen Weiterbildungen von Frauen (im Vergleich zu Männern) bis zum Erhebungsjahr 2018 wird mit unterschiedlichen berufsbezogenen Bedingungen erklärt. So „unterscheiden sich die (außer-)beruflichen Kontexte von Männern und Frauen z. B. hinsichtlich Umfang, beruflicher Position, Beschäftigungsverhältnis und Intensität der Erwerbstätigkeit.“ (1) Generell gilt, dass berufsbezogene Aspekte die Teilnahmemöglichkeit an Weiterbildung mit beeinflussen:

  • Mit Blick auf den Umfang der Erwerbstätigkeit lassen sich folgende Aspekte hervorheben: In Deutschland arbeiten Frauen sehr viel häufiger in Teilzeit als Männer, wohingegen Männer häufiger in Vollzeit arbeiten. (2) Vollzeiterwerbstätige Frauen und Männer beteiligen sich dabei häufiger an betrieblichen Weiterbildungen als diejenigen Frauen und Männer, die in Teilzeit erwerbstätig sind. (3)
  • Ebenso wirkt sich die berufliche Stellung im Betrieb auf die Weiterbildungsaktivitäten aus: Mit der beruflichen Position steigt die Teilnahme an Weiterbildungen deutlich an (4). Im Ergebnis wirkt sich dies nachteilig für Frauen aus, denn in Deutschland sind Frauen in den höheren beruflichen Positionen immer noch deutlich unterrepräsentiert. (5)

Vor dem Hintergrund der beiden genannten berufsbezogenen Aspekte ist deshalb umso bemerkenswerter, dass die Quote der Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung unter erwerbstätigen Frauen im Jahr 2020 erstmals sogar etwas höher ausfällt als bei Männern. Auch unter Kontrolle weiterer Einflussfaktoren zeigen sich im Jahr 2020 in multivariaten Analysen robuste Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Frauen beteiligen sich häufiger an Weiterbildung als Männer, und sie tun dies auch unter Kontrolle des beruflichen Kontexts.“ (6)

Auch die Höhe des Schulabschlusses, ein Meister oder Fachschulbesuch, ein Migrationshintergrund, und die Lage der Betriebe (in urbanen Regionen oder ländlichen Gebieten) wirken sich zusätzlich auf das Beteiligungsverhalten aus. (7)

Schließlich wird das Angebot an Weiterbildungen sowie die Teilnahmequote auch durch institutionelle Faktoren auf betrieblicher Ebene geprägt. Empirische Studien belegen, dass Weiterbildungen in mitbestimmten Unternehmen häufiger angeboten (und genutzt) werden als in nicht-mitbestimmten Unternehmen. Dies gilt sowohl für Deutschland als auch für Europa insgesamt. (8)

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Eugen Unrau

 

Literatur

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2021): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020, S. 45. Ergebnisse des Adult Education Survey – AES Trendbericht, Bonn., letzter Zugriff: 29.09.2021

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2019): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2018. Ergebnisse des Adult Education Survey – AES Trendbericht, Bonn.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2015): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2014. Ergebnisse des Adult Education Survey – AES Trendbericht, Bonn, letzter Zugriff: 29.09.2021.

Deutscher Bildungsrat (1970): Strukturplan für das Bildungswesen. Stuttgart.

Hans Böckler Stiftung (2018): Mitbestimmung qualifiziert: Um mit der Digitalisierung Schritt zu halten, müssen Beschäftigte sich weiterbilden. Dabei helfen Betriebsräte. In: Böckler Impuls 08/2018, S. 6, letzter Zugriff: 29.09.2021.

Hans Böckler Stiftung (2016): Beteiligung bildet: Europäische Betriebe tun mehr für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten, wenn es eine Arbeitnehmervertretung gibt. In: Böckler Impuls 15/2016, S. 1, letzter Zugriff: 29.09.2021.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja/ Schubert, Lisa (2021): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung (2019): Trendbericht. Betriebliche Weiterbildung. In: Hans Böckler Stiftung: Mitbestimmungspraxis 08/2019, Nr. 24, letzter Zugriff: 29.09.2021

Pfahl, Svenja / Hobler, Dietmar / Spitznagel, Julia (2020): Betriebliche Führungspositionen nach Führungsebene 2004-2018. In: WSI GenderDatenPortal.


(1) Vgl. BMBF (2019): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2018, S. 33.

(2) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2019.

(3) Vgl. BMBF (2021): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020, S. 40. Lediglich im Jahr 2018 wurden keine Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung zwischen den Vollzeit- und Teilzeiterwerbstätigen insgesamt festgestellt (Vgl. BMBF (2019): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2018, S. 26f.)   

(4) Vgl. BMBF (2021): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020, S. 32f.

(5) Vgl. Pfahl, Svenja / Hobler, Dietmar / Spitznagel, Julia (2020): Betriebliche Führungspositionen nach Führungsebene 2004-2018.

(6) Vgl. BMBF (2021): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2020, S. 40.

(7) A. a. O., S. 45.

(8) Vgl. Hans Böckler Stiftung (2018): Mitbestimmung qualifiziert, S. 6, sowie Hans Böckler Stiftung (2016): Beteiligung bildet, S. 1 und Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans Böckler Stiftung (2019): Trendbericht. Betriebliche Weiterbildung. In: Hans Böckler Stiftung: Mitbestimmungspraxis 08/2019, Nr. 24.

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