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WSI GenderDatenPortal: Bildung: Teilnahme an Weiterbildung nach Qualifikationsniveau 2016

Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)

 

Die Teilnahme an einer Weiterbildung variiert in Deutschland im Jahr 2016 stark mit dem Qualifikationsniveau der Erwerbstätigen: Hochqualifizierte Frauen und Männer – hier definiert als Erwerbstätige mit akademischem Abschluss – weisen insgesamt und bei allen Arten von Weiterbildungen höhere Teilnahmequoten auf als erwerbstätige Frauen und Männer ohne akademischen Abschluss. Zugleich lassen sich für beide Qualifikationsgruppen geschlechtsbezogene Unterschiede feststellen, die bei den Hochqualifizierten sogar noch etwas deutlicher ausfallen. 

Unter den Hochqualifizierten absolvieren fast drei Viertel der Frauen und Männer eine Weiterbildung. Im Vergleich machen hochqualifizierte Frauen häufiger eine Weiterbildung als alle anderen Erwerbstätigen, jedoch variieren die Teilnahmequoten zwischen den einzelnen Weiterbildungsarten beträchtlich: 

  • An betrieblichen Weiterbildungen beteiligen sich hochqualifizierte Männer etwashäufiger als die Frauen (63 Prozent im Vergleich zu 59 Prozent).
  • Demgegenüber absolvieren hochqualifizierte Frauen sehr viel häufiger eine individuelle berufsbezogene Weiterbildung außerhalb ihrer Arbeitszeit (13 Prozent) als gleichqualifizierte Männer (5 Prozent).
  • Auch an Weiterbildungen ohne (direkten) beruflichen Bezug nehmen hochqualifizierte Frauen (16 Prozent) deutlich häufiger teil als die Männer (12 Prozent).

Ein ähnliches Bild ergibt sich für die Erwerbstätigen mit beruflichen Abschlüssen unterhalb des akademischen Niveaus. Die allgemeine Weiterbildungsquote dieser Gruppe ist mit knapp über 50 Prozent jedoch deutlich niedriger als bei den Akademiker/innen, allerdings fallen hier auch die geschlechtsbezogenen Unterschiede geringer aus:

  • Am ehesten absolvieren Nicht-Akademiker/innen eine betriebliche Weiterbildung. Hieran nehmen Frauen wie Männer im ähnlichen Umfang teil (43 bzw. 42 Prozent).
  • Eine berufsbezogene individuelle Weiterbildung machen Erwerbstätige ohne akademischen Abschluss jedoch deutlich seltener. Nur etwa jede zwanzigste Frau und jeder fünfundzwanzigste Mann absolviert eine berufsbezogene Weiterbildung außerhalb des Betriebs.
  • Bei den nicht-berufsbezogenen Weiterbildungen sind die Frauen deutlich aktiver als die vergleichbar qualifizierten Männer (13 Prozent gegenüber 7 Prozent).

Fazit: Eine höhere berufliche Qualifikation geht für Frauen wie Männer jeweils mit einer insgesamt höheren Beteiligung an Weiterbildung einher. Wegen der überaus großen Lücke in der Weiterbildungsteilnahme zwischen Gering- und Hochqualifizierten in Deutschland spricht der Deutsche Gewerkschaftsbund sogar von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Weiterbildung.(1)

Allerdings partizipieren hochqualifizierte Frauen an den wichtigen betrieblichen Weiterbildungen in weitaus geringerem Maße als gleichqualifizierte Männer. Schon im Bildungsbericht des Jahres 2012 wurde darauf hingewiesen, „dass sich soziale Disparitäten vor allem in der betrieblichen Weiterbildung verfestigt zu haben scheinen.“(2) Neben dem Qualifikationsniveau wird die Teilnahme an Weiterbildungsaktivitäten auch vom Erwerbsumfang (Vollzeit versus Teilzeit), der berufliche Position, dem Alter der Beschäftigten und Migrationserfahrung beeinflusst.(3) Die geringere Weiterbildungsteilnahme von Frauen dürfte daher vor allem auf ihre höhere Teilzeitquote (4) und ihren geringeren Anteil in den oberen beruflichen Positionen (5) zurückzuführen sein.

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Sandra Horvath

Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012): Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf, Bielefeld, letzter Zugriff: 19.06.2018.

Bilger, Frauke / Behringer, Friderike / Kuper, Harm / Schrader, Josef (Hg.) (2017): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2016. Ergebnisse des Adult Education Survey (AES), Bielefeld, letzter Zugriff: 19.06.2018.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2017): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2016. Ergebnisse des Adult Education Survey –AES Trendbericht, Bonn (Bericht verfasst von Frauke Bilger / Alexandra Strauß), letzter Zugriff: 19.06.2018.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (2015): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2014. Ergebnisse des Adult Education Survey –AES Trendbericht, Bonn, (Bericht verfasst von Frauke Bilger / Alexandra Strauß), letzter Zugriff: 19.06.2018.

Deutscher Bildungsrat (1970): Strukturplan für das Bildungswesen. Stuttgart. Deutscher Gewerkschaftsbund (2015): Die Zwei-Klassen-Gesellschaft. DGB-Analyse zur sozialen Spaltung in der Weiterbildung 2015, von Matthias Anbuhl, letzter Zugriff: 19.06.2018.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2018a): Teilnahme an Weiterbildung nach Alter 2012, 2014 und 2016. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2018b): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2016. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2017): Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes 2016. In: WSI GenderDatenPortal.


(1)Vgl. Deutscher Gewerkschaftsbund (2015): Die Zwei-Klassen-Gesellschaft. DGB-Analyse zur sozialen Spaltung in derWeiterbildung 2015, von Matthias Anbuhl.

(2) Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2012): Bildung in Deutschland 2012. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zur kulturellen Bildung im Lebenslauf, Bielefeld, Seite 155, zitiert nach Deutscher Gewerkschaftsbund (2015): Die Zwei-Klassen-Gesellschaft. DGB-Analyse zur sozialen Spaltung in der Weiterbildung 2015, von Matthias Anbuhl, Seite 5.

(3) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2018a): Teilnahme an Weiterbildung nach Alter 2012, 2014 und 2016. In: WSI GenderDatenPortal. Sowie Bilger, Frauke / Behringer, Friderike / Kuper, Harm / Schrader, Josef (Hg.) (2017): Weiterbildungsverhalten in Deutschland 2016. Ergebnisse des Adult Education Survey (AES), Bielefeld.

(4) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2018b): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2016. In: WSI GenderDatenPortal.

(5) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Horvath, Sandra (2017): Vertikale Segregation des Arbeitsmarktes 2016. In: WSI GenderDatenPortal.

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