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WSI GenderDatenPortal: Einkommen: Quelle des überwiegenden Lebensunterhalts von Frauen und Männern 2020

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Für Frauen wie Männer im Erwerbsalter (18 bis unter 65 Jahre) ist die eigene Erwerbsarbeit die wichtigste Quelle des Lebensunterhalts – dies gilt für mindestens vier von fünf Erwerbstätigen mit einem Erwerbsumfang von mindestens 15 Stunden pro Woche (vgl. Grafik 1). In der Gesamtheit bestreiten Frauen ihren überwiegenden Lebensunterhalt in Deutschland im Jahr 2020 häufiger als Männer durch staatliche Transferleistungen, durch Angehörige, durch das eigene Vermögen oder sonstige Unterstützung (31 Prozent gegenüber 20 Prozent) – was jedoch vorrangig auf die absolut höhere Zahl an ausschließlich geringfügig beschäftigten bzw. nichterwerbstätigen Frauen in Deutschland zurückgeführt werden muss. (1) (2) Für Frauen in Vollzeit, langer Teilzeit oder kurzer Teilzeit gilt hingegen, dass sich ihr überwiegender Lebensunterhalt seltener als bei jeweils vergleichbaren Männern aus staatlichen Transferleistungen oder Unterstützungsleistungen durch Angehörige speist.

Der Umfang der Erwerbstätigkeit bestimmt ganz entscheidend, ob Frauen und Männer in Deutschland vorwiegend aus eigenen Erwerbseinkommen leben können (Grafik 1):

  • Für fast alle vollzeiterwerbstätigen Frauen und Männer, die mindestens 35 Stunden pro Woche arbeiten, stellt das eigene Erwerbseinkommen die Basis des Lebensunterhalts dar (Männer: 98 Prozent; Frauen: 96 Prozent).
  • Frauen, die in ‚langer Teilzeit‘ arbeiten (25 bis 35 Stunden pro Woche) bestreiten ihren Lebensunterhalt zu einem größeren Anteil als Männer aus ihrer eigenen Erwerbstätigkeit (96 gegenüber 93 Prozent).
  • Ebenso ist der Anteil der Frauen, die in ‚kurzer Teilzeit‘ arbeiten (15 bis 25 Stunden pro Woche) und ihren überwiegenden Lebensunterhalt aus der eigenen Erwerbstätigkeit bestreiten, um neun Prozentpunkte höher als bei den Männern (91 gegenüber 82 Prozent).
  • Nichterwerbstätige oder geringfügig tätige Frauen sind allerdings weitaus häufiger von der Unterstützung durch Angehörige abhängig als Männer: dies betrifft mehr als jede dritte Frau (38 Prozent), aber nur jeden vierten Mann (25 Prozent). Demgegenüber sind nichterwerbstätige oder geringfügig tätige Männer vor allem auf staatliche Transferleistungen (Arbeitslosengeld, Elterngeld, Sozialhilfe oder Rente) angewiesen: dies trifft auf jeden zweiten Mann (47 Prozent), aber nur jede dritte Frau zu (33 Prozent).

Insbesondere die Absicherung des überwiegenden Lebensunterhalts durch Angehörige variiert stark mit dem Alter der betroffenen Frauen und Männer (Grafik 2):

  • Bei den jungen Erwachsenen (von 18 bis unter 30 Jahren) ist ein gutes Viertel der Frauen (27 Prozent) sowie ein knappes Viertel der Männer (22 Prozent) von der Unterstützung durch Angehörige zur Sicherung des überwiegenden Lebensunterhalts abhängig.
  • In der mittleren Altersgruppe (30 bis unter 50 Jahren) zeigen sich größere Unterschiede zwischen Frauen und Männern: Jede neunte Frau (11 Prozent), aber nur jeder siebzigste Mann ist auf Hilfe durch Angehörige angewiesen (vgl. Tab. 2).
  • Ähnlich groß fallen die Unterschiede bei den Älteren (50 bis unter 65 Jahre) aus: Eine Unterstützung durch Angehörige ist hier für jede neunte Frau (11 Prozent), aber nur jeden achtzigsten Mann nötig, um den überwiegenden Lebensunterhalt abzusichern.

Weiterführende Analysen belegen, dass Elternschaft in Partnerschaften einen starken Einfluss auf die Absicherung des Lebensunterhalts von Frauen und Männern hat: Jede achte Frau mit Kindern sichert ihren überwiegenden Lebensunterhalt mit Hilfe von staatlichen Transferleistungen ab (13 Prozent), gegenüber jedem sechszehnten Mann (6 Prozent) (Abb. 3). Bei Frauen mit Kindern unter drei Jahren trifft dies sogar auf jede dritte Frau zu (33 Prozent), jedoch nur auf jeden dreizehnten Mann (8 Prozent) (Tab. 3). (3)

Hauptursache für die geschlechterbezogenen Unterschiede bei der Absicherung des überwiegenden Lebensunterhalts durch staatliche Transferleistungen ist die Arbeitsteilung der Geschlechter im Paarkontext, insbesondere bei Paaren mit Kind(ern). Im Vergleich zu Vätern leisten Mütter einen sehr viel größeren Anteil an unbezahlter Arbeitszeit (für Hausarbeit und Fürsorgearbeit), insbesondere wenn die Mütter geringfügig tätig oder nichterwerbstätig sind. Aus Gleichstellungsperspektive sind längere Erwerbsunterbrechungen oder Phasen geringfügiger Tätigkeit von Frauen kritisch zu bewerten, da sie mit großen Risiken für die eigene Existenzsicherung behaftet sind: Einerseits gehen damit reduzierte Karriere- und Entwicklungschancen sowie ein nicht existenzsicherndes Einkommen einher. Andererseits sind Frauen damit im Alter nicht ausreichend finanziell abgesichert. (4) Dies zeigt sich unter anderem an dem in Deutschland ausgeprägten Gender Pension Gap. (5) Noch gravierender ist die Situation für Frauen, wenn sie Kinder zu versorgen haben: „Vier Fünftel der beschäftigten Frauen im Haupterwerbsalter (80 Prozent) wären mit ihrem aktuellen Verdienst nicht in der Lage, langfristig für sich und ein Kind zu sorgen, d. h. auch für den Fall von Arbeitslosigkeit oder Erwerbsunfähigkeit ausreichend Ansprüche zur Existenzsicherung zu erwerben.“ (6)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Eugen Unrau

 

Literatur

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021b): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Unrau, Eugen (2022): Elterngeldbezug in Deutschland 2008-2018. In: WSI-GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar/ Pfahl, Svenja/ Wittmann, Maike (2022): Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten. In: WSI-GenderDatenPortal.

IAQ (Institut für Arbeitsmarkt und Qualifikation) (o. J.): Bevölkerung nach Quellen des überwiegenden Lebensunterhalts 2000, 2010 und 2020. In: Sozialpolitik aktuell in Deutschland., letzter Zugriff: 06.07.2022.

Pimminger, Irene (2015): Existenzsichernde Beschäftigung von Frauen und Männern mit und ohne Migrationshintergrund, Berlin, letzter Zugriff: 06.07.2022.

Statistisches Bundesamt (2022): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 06.07.2022.

Statistisches Bundesamt (2021): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 06.07.2022

Statistisches Bundesamt (2018): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2017, Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 06.07.2022.

Wagner, Alexandra / Klenner, Christina / Sopp, Peter (2017): Alterseinkommen von Frauen und Männern. Neue Auswertungen aus dem WSI GenderDatenPortal, WSI Report Nr. 38.

 


(1) Hobler, Dietmar/ Pfahl, Svenja/ Unrau, Eugen (2021): Minijobs als einzige Erwerbstätigkeit. In: WSI-GenderDatenPortal.

(2) Hobler, Dietmar/ Pfahl, Svenja/ Wittmann, Maike (2022): Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten. In: WSI-GenderDatenPortal.

(3) Es ist davon auszugehen, dass bei den Transferleistungen besonders das Elterngeld ausschlaggebend ist. Frauen beziehen immer noch sehr viel häufiger Elterngeld als Männer. Vgl. hierzu auch: Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Unrau, Eugen (2022): Elterngeldbezug in Deutschland 2008-2018. In: WSI-GenderDatenPortal.

(4) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021b): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2019. In: WSI GenderDatenPortal.

(5) Vgl. Wagner, Alexandra / Klenner, Christina / Sopp, Peter (2017): Alterseinkommen von Frauen und Männern. Neue Auswertungen aus dem WSI GenderDatenPortal, WSI Report Nr. 38.

(6) Vgl. Pimminger, Irene (2015): Existenzsichernde Beschäftigung von Frauen und Männern mit und ohne Migrationshintergrund, Berlin, S. 37.

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