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WSI GenderDatenPortal: Erwerbsarbeit: Erwerbskonstellationen in Paarhaushalten 2021

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Grafiken, Analyse, Tabellen (pdf)

 

Die Erwerbskonstellation bzw. die Arbeitszeit-Konstellation in Frau-Mann-Paarhaushalten ist in Deutschland im Jahr 2021 stark davon abhängig, ob minderjährige Kinder zum Haushalt gehören oder nicht. (1) Sofern Kinder mit im Haushalt leben, treten fast doppelt so häufig Erwerbskonstellationen auf, in denen die Frau nicht aktiv erwerbstätig ist (neben einem aktiv erwerbstätigen Mann) (vgl. Grafik 1). Zudem sind in Haushalten mit minderjährigen Kindern zwei Drittel der Frauen in Teilzeit tätig, neben einem vollzeiterwerbstätigen Mann (vgl. Grafik 2). Männer in Paarhaushalten arbeiten hingegen mehrheitlich in Vollzeit – unabhängig davon, ob minderjährige Kinder im Haushalt leben oder nicht.

Die Erwerbskonstellationen in Frau-Mann-Paarhaushalten (mit zwei Erwachsenen im Alter von 15 bis 64 Jahren) unterscheiden sich deutlich, je nachdem ob auch minderjährige Kinder mit im Haushalt leben (vgl. Grafik 1):

  • In der Mehrheit aller Paarhaushalte sind beide Partner*innen aktiv erwerbstätig, sowohl bei Paaren mit Kind(ern) (59 Prozent), als auch noch etwas häufiger bei Paaren ohne Kind(er) (65 Prozent). Eine Zweiverdiener*innen-Konstellation ist in Deutschland somit für fast alle Familien mit Kind Normalität.
  • Männer sind in jedem vierten Paarhaushalt mit Kind Alleinverdiener (27 Prozent). In Paarhaushalten ohne Kind trifft dies nur auf jeden sechsten Mann zu (16 Prozent).
  • In Paarhaushalten mit Kindern sind Frauen nur sehr selten Alleinverdienerinnen (5 Prozent), aber immerhin in jedem zehnten Paarhaushalt ohne Kind (10 Prozent).

Hinsichtlich der Arbeitszeit-Konstellation von Frauen und Männern in Paarhaushalten mit zwei aktiv erwerbstätigen Partner*innen zeichnen sich noch weitaus größere Unterschiede ab (vgl. Grafik 2):

  • Eine Vollzeit-Vollzeit-Konstellation ist gängige Praxis für die Mehrheit aller Paarhaushalte ohne minderjährige Kinder (54 Prozent), aber nur für ein Viertel der Paarhaushalte mit Kindern (27 Prozent).
  • Die häufigste Konstellation in Paarhaushalten mit minderjährigen Kindern ist die aus Vollzeittätigkeit des Mannes und Teilzeittätigkeit der Frau (66 Prozent). In Haushalten ohne Kinder kommt diese Konstellation nur bei rund einem Drittel vor (38 Prozent).
  • Andere Konstellationen (Frau/Vollzeit und Mann/Teilzeit, sowie beide Partner*innen in Teilzeit) treten dagegen nur sehr selten auf – unabhängig davon, ob Kinder im Haushalt leben oder nicht.

Im Regionalvergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland – insbesondere für Paarhaushalte mit Kindern (vgl. Grafiken 1 und 2):

  • In Ostdeutschland (66 Prozent) sind in Paarhaushalten mit Kindern etwas häufiger beide Partner*innen aktiv erwerbstätig als in Westdeutschland (58 Prozent). Daraus ergibt sich, dass Männer in Ostdeutschland (20 Prozent) – gerade in Haushalten mit Kindern – seltener als Alleinverdiener tätig sind als in Westdeutschland (29 Prozent).
  • In Ostdeutschland ist außerdem die Vollzeit-Vollzeit-Konstellation stärker verbreitet als in Westdeutschland. In Haushalten ohne Kinder ist sie hier die häufigste Konstellation (63 Prozent) und selbst in Haushalten mit Kindern arbeitet auch noch die Hälfte aller Paare in Vollzeit-Vollzeit-Konstellationen (49 Prozent). In westdeutschen Haushalten mit Kindern arbeiten hingegen nur in jedem fünften Fall beide Partner*innen in Vollzeit (22 Prozent) – und auch ohne Kinder sind es erkennbar weniger als in Ostdeutschland (52 Prozent). Stattdessen wird in Westdeutschland in Paarhaushalten mit Kind(ern) vor allem in der Konstellation Mann/Vollzeit und Frau/Teilzeit gearbeitet (72 Prozent). (2)

Die Ursachen für die gelebten Erwerbs- und Arbeitszeit-Konstellationen sind vielfältig. So ist die Konstellation „Mann in Vollzeit, Frau in Teilzeit“ in Deutschland immer noch häufig normativer Standard in Gesellschaft und Betrieben. (3) Die Teilzeitarbeit von Frauen im Paarkontext hängt eng damit zusammen, dass sie nach wie vor den Großteil an unbezahlter familiärer Betreuung leisten und dem Arbeitsmarkt damit zeitlich begrenzter zur Verfügung stehen als Männer. (4) Auch die Qualität der im Betrieb realisierten Arbeitszeitmodelle und Vereinbarkeitsmöglichkeiten sowie die in den Betrieben geltenden Gendernormen nehmen Einfluss auf die individuelle Arbeitszeitdauer und damit die Paarkonstellationen. (5) (6) Hinzu kommt, dass in Deutschland institutionelle Rahmenbedingungen für Paare (wie Minijobs, beitragsfreie Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung, Ehegattensplitting etc.) starke Anreize für eine Teilzeitarbeit von Frauen geben. (7)

Wie die Ergebnisse des Zeitpunktvergleichs für die Jahre 2005 und 2021 zeigen (vgl. Tabellen), hat sich bei den Erwerbs- sowie den Arbeitszeit-Konstellationen in Frau-Mann-Paarhaushalten in den letzten rund 15 Jahren einiges verändert.

  • Im Jahr 2021 sind in Paarhaushalten häufiger beide Partner*innen aktiv erwerbstätig als dies noch 2005 der Fall war: für Paare mit Kindern ist der Anteil um 5 Prozentpunkte gestiegen, für Paare ohne Kinder sogar um 10 Prozentpunkte. Im Gegenzug ist der Mann als Alleinverdiener in Deutschland seltener geworden, insbesondere in Haushalten mit minderjährigen Kindern (minus 6 Prozentpunkte) (vgl. Tabelle 1).
  • Außerdem lässt sich für Paarhaushalte ohne Kinder in Deutschland ein leichter Rückgang von „Vollzeit-Vollzeit-Konstellationen“ feststellen (minus 6 Prozentpunkte), insbesondere in Westdeutschland (minus 5 Prozentpunkte).
  • Die traditionelle Vollzeit-Teilzeit-Konstellation hat gleichzeitig in Deutschland in Paarhaushalten mit Kindern insgesamt leicht abgenommen (minus 2 Prozentpunkte), allerdings fand dieser Rückgang ausschließlich in Westdeutschland statt (minus 3 Prozentpunkte), während diese Vollzeit-Teilzeit-Konstellation in Ostdeutschland sogar wichtiger wurde (plus 6 Prozentpunkte) (vgl. Tabelle 2).

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann

 

Literatur

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2017[SvP1] ): Familienleitbilder. Alles wie gehabt? Partnerschaft und Elternschaft in Deutschland, letzter Zugriff: 08.05.2022.

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2022): Familienleben und Familienpolitik in Ost- und Westdeutschland. Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik Ausgabe 44, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Hans-Böckler-Stiftung (2018): Mit Gleitzeit mehr Gleichheit. Gleitzeit erleichtert Müttern den beruflichen Wiedereinstieg. Nachtschichten von Vätern wirken sich ungünstig aus. Böckler Impuls Nr. 10/2018, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Schubert, Lisa (2021): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Keller, Matthias/Haustein, Thomas (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2013. In: Wirtschaft und Statistik, S. 733–753, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Klenner, Christina/Lott, Yvonne (2016): Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf. Bedingungen und Barrieren ihrer Nutzung im Betrieb. Kurzfassung der Ergebnisse. WSI Working Paper Nr. 203, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Statistisches Bundesamt (2022a): Betreuungsquoten der Kinder unter 6 Jahren in Kindertagesbetreuung am 01.03.2022 nach Ländern, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Statistisches Bundesamt (2022b): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020 (Endgültige Ergebnisse), Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Statistisches Bundesamt (2020): Mikrozensus. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2019. Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Statistisches Bundesamt (2012): Methodeninformation. Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung: Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit ab dem Jahr 2011, letzter Zugriff: 08.05.2023.

Wanger, Susanne (2020): Entwicklung von Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen nach Geschlecht. Ergebnisse der IAB-Arbeitszeitrechnung nach Alter und Geschlecht (AZR AG) für die Jahre 1991–2019. IAB-Forschungsbericht 16/2020, letzter Zugriff: 08.05.2023.


(1) Vgl. dazu die Definition von „Frau-Mann-Paarhaushalte“ im Glossar.

(2) Regionale Unterschiede zwischen Frauen in West- und Ostdeutschland werden auf das nachwirkende Frauenbild aus DDR-Zeiten zurückgeführt. Erklärtes Ziel von Frauen-/Familienpolitiken in der DDR war die vollständige Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt – Mutterschaft wurde deshalb in der Regel mit Vollzeittätigkeit kombiniert (vgl. BMFSFJ (2022): Familienleben und Familienpolitik in Ost- und Westdeutschland, S. 11f.) Hinzu kommt eine bessere institutionelle Lage bei der Kleinkindbetreuung in Ostdeutschland. Vgl. Statistisches Bundesamt (2022a): Betreuungsquoten der Kinder unter 6 Jahren in Kindertagesbetreuung am 01.03.2022 nach Ländern.

(3) Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2017): Familienleitbilder. Alles wie gehabt? Partnerschaft und Elternschaft in Deutschland, S. 26f.

(4) Vgl. Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Schubert, Lisa (2021): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2019.

(5) Vgl. Hans-Böckler-Stiftung (2018): Mit Gleitzeit mehr Gleichheit. Gleitzeit erleichtert Müttern den beruflichen Wiedereinstieg. Nachtschichten von Vätern wirken sich ungünstig aus, S. 3.

(6) Vgl. Klenner, Christina/Lott, Yvonne (2016): Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf. Bedingungen und Barrieren ihrer Nutzung im Betrieb, S. 9ff. Siehe dazu auch: Lott, Yvonne (2019): Weniger Arbeit, mehr Freizeit? Wofür Mütter und Väter flexible Arbeitsarrangements nutzen, S. 3.

(7) Vgl. Wanger, Susanne (2020): Entwicklung von Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen nach Geschlecht, S. 29ff.

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