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WSI GenderDatenPortal: Erwerbsarbeit: Erwerbstätigenquote nach Elternschaft und Alter der Kinder 2019

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In Deutschland haben Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes einen großen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern: Im Jahr 2019 sind Mütter seltener aktiv erwerbstätig als Frauen ohne Kinder. Bei den Männern ist es umgekehrt, denn hier sind Väter häufiger aktiv erwerbstätig als Männer ohne Kinder.(1)

Bei Müttern und Vätern nimmt das Alter des jüngsten Kindes unterschiedlichen Einfluss auf die Erwerbsbeteiligung. Die Erwerbstätigenquote der Väter wird kaum durch das Alter des jüngsten Kindes beeinflusst, und liegt für die meisten Väter-Gruppen bei über 84 Prozent. Nur bei Vätern mit Kindern unter drei Jahren fällt die Erwerbstätigkeitsquote mit 81 Prozent etwas geringer aus. Hier macht sich vermutlich bereits die gestiegene Inanspruchnahme von Elternzeit und Elterngeld unter Vätern in den letzten Jahren bemerkbar. (2) Demgegenüber steigt die Erwerbstätigenquote der Mütter sehr stark mit dem Alter des jüngsten Kindes an: Weniger als ein Drittel der Mütter mit Kindern unter drei Jahren ist aktiv erwerbstätig, aber fast drei Viertel der Mütter mit Kindern im Grundschulalter oder mit jugendlichen Kindern im Alter zwischen 15 und 17 Jahren.

Die Ursachen für die große Diskrepanz zwischen der Erwerbsbeteiligung von Müttern und Vätern liegen vor allem in der paarinternen Arbeitsteilung bei der Kinderbetreuung: Während Väter in Deutschland immer noch in hohem Maße erwerbstätig sind, und damit häufig die Rolle des Familienernährers einnehmen, ist die Erwerbstätigkeit der Mütter stark davon abhängig, wie intensiv Kinder betreut werden müssen. Mütter (insbesondere solche mit kleinen Kindern unter 6 Jahren) übernehmen einen deutlich größeren Anteil der unbezahlten Arbeit für Kinderbetreuung und Hausarbeit als Väter. (3) Daher weisen die Mütter mit den jüngsten Kindern auch die niedrigste Erwerbstätigenquote auf. Mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes – d.h. zugleich mit zunehmender institutioneller Kinderbetreuung durch Kita, Schule und/oder Hort – steigt auch die Erwerbstätigenquote der Mütter wieder an.

Der regionale West-Ost-Vergleich zeigt, dass die Abstände zwischen den Erwerbstätigenquoten von Müttern und Vätern in Ostdeutschland geringer ausfallen als in Westdeutschland: Mütter mit Kindern weisen in Ostdeutschland etwas höhere Erwerbstätigenquoten auf als in Westdeutschland, während die Erwerbstätigenquoten der Väter in Ost- und Westdeutschland weitgehend ähnlich ausfallen.

Der Zeitvergleich der Jahre 2019 und 2010 (vgl. Tab.) zeigt leichte Veränderungen bei Müttern und Vätern: Insbesondere bei Müttern mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter (3 bis 9 Jahre), aber auch bei Müttern mit jugendlichen Kindern zwischen 10 und 17 Jahren, ist innerhalb der neun Jahre ein Anstieg der Erwerbstätigenquoten um 3 Prozentpunkte oder mehr festzustellen. Ein etwas geringerer Zuwachs der Erwerbstätigenquoten zeigt sich zwischen 2010 und 2019 für Mütter mit Kleinkindern unter 3 Jahren. Gleichzeitig ist die Erwerbstätigenquote von Vätern mit Kleinkindern (unter 3 Jahren) im gleichen Zeitraum um etwas mehr als einen Prozentpunkt zurückgegangen. Die Regelungen zum Elterngeld seit 2007 haben hier mit dazu beigetragen, dass eine Erwerbsunterbrechung von 12 Monaten für Mütter und von 2 Monaten für Väter nach der Geburt eines Kindes zur neuen sozialen Norm geworden sind. (4)

Als Hauptursachen für die leicht steigenden Erwerbstätigenquoten von Müttern und die leicht sinkenden Erwerbstätigenquoten von Vätern mit kleinen Kindern (unter 3 Jahren) können insgesamt folgende Faktoren herausgestellt werden: der Ausbau der institutionellen Betreuungskapazitäten für Kinder im Vorschulalter (5), das steigende Angebot an Ganztagsschulen, die sich weiter wandelnden Einstellungen von Vätern und Müttern zur Frage von Müttererwerbstätigkeit und externer Kinderbetreuung (6) sowie die steigende Nutzung von Elterngeld und Elternzeit nach der Geburt auch durch Väter. (7)

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Lisa Schubert


Literatur

 

Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2017): Familienleitbilder. Alles wie gehabt? Partnerschaft und Elternschaft in Deutschland, Wiesbaden, letzter Zugriff: 05.07.2021

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Spitznagel, Julia (2020): Elterngeldbezug in Deutschland 2008 – 2016. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Mader, Esther (2020): Ganztagsbetreuungsquote von Kindern nach Alter und Region 2007 – 2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit im mittleren Lebensalter 2012/2013. In: WSI GenderDatenPortal.

Keller, Matthias / Haustein, Thomas (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2013. In: Wirtschaft und Statistik 2014, Heft 12, S. 733–753, letzter Zugriff: 05.07.2021.

Lietzmann, Torsten / Wenzig, Claudia (2017): Arbeitszeitwünsche und Erwerbstätigkeit von Müttern. Welche Vorstellungen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bestehen. In: IAB Kurzbericht Nr. 10/2017, letzter Zugriff:05.07.2021.

Statistisches Bundesamt (2020): Mikrozensus. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2019. Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 05.07.2021.

Unterhofer, Ulrike / Welteke, Clara / Wrohlich, Katharina (2017): Elterngeld hat soziale Normen verändert. In: DIW Wochenbericht Nr. 34/2017, DIW Berlin, S. 659–667, letzter Zugriff: 05.07.2021.

 


(1) Vgl. Definition der „aktiven Erwerbstätigkeit“ im Glossar.

(2) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja/ Spitznagel, Julia (2020): Elterngeldbezug in Deutschland 2008 – 2016. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit im mittleren Lebensalter 2012/2013. In: WSI GenderDatenPortal.

(4) Vgl. Unterhofer, Ulrike/ Welteke, Clara/ Wrohlich, Katharina (2017): Elterngeld hat soziale Normen verändert. In: DIW Wochenbericht Nr. 34/2017.

(5) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Mader, Esther (2020): Ganztagsbetreuungsquote von Kindern nach Alter und Region 2007 – 2019. In: WSI GenderDatenPortal.

(6) Forschungen aus dem Jahr 2016 zu Elternleitbildern in Deutschland belegen, dass die große Mehrheit die Ansicht teilt, dass Mütter mit Kleinkindern arbeiten sollten. Jüngere Frauen und Männern (im Alter von 24 bis 43 Jahren) sind besonders häufig dieser Ansicht. Mehr als vier von fünf Befragten dieser Altersgruppe halten sogar eine Vollzeiterwerbstätigkeit für eine Mutter mit einem 2-jährigen Kleinkind für vertretbar. Vgl. Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (2017): Familienleitbilder. Alles wie gehabt? Partnerschaft und Elternschaft in Deutschland, Seite 24ff. Siehe dazu auch Lietzmann, Torsten / Wenzig, Claudia (2017): Arbeitszeitwünsche und Erwerbstätigkeit von Müttern. Welche Vorstellungen über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bestehen, S. 5ff.

(7) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Spitznagel, Julia (2020): Elterngeldbezug in Deutschland 2008 – 2016. In: WSI GenderDatenPortal.

(8) Vgl. Keller, Matthias und Thomas Haustein (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2013, S 733f.

 

 

 

 

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