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WSI GenderDatenPortal: Erwerbsarbeit: Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten 1991-2020

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Frauen sind in Deutschland immer noch seltener erwerbstätig als Männer, allerdings hat sich die Teilhabe am Erwerbsleben beider Geschlechter zwischen 1991 und 2020 stark angeglichen. Dies zeigt sich sehr deutlich an der Erwerbstätigenquote (vgl. Grafik 1):

  • Die Erwerbstätigenquote der Frauen nahm bereits Ende der 1990er Jahre und dann erneut in den Jahren seit 2005 stark zu. Über den Zeitraum von 1991 bis 2019 ist sie von 57 Prozent fast auf 73 Prozent angestiegen. Im Jahr 2020 sank die Erwerbstätigenquote der Frauen jedoch erstmals seit 2005 wieder leicht ab und lag 2020 nur noch bei 72 Prozent.
  • Bei den Männern ist die Erwerbstätigenquote zwischen 1991 und 2003 stark abgesunken – von 78 Prozent auf 71 Prozent. Seitdem legte sie wieder deutlich zu und liegt im Jahr 2020 mit 79 Prozent nun sogar etwas höher als zu Beginn der 1990er Jahre. Auch bei den Männern hat sich die Erwerbstätigenquote jedoch von 2019 auf 2020 leicht verringert.
  • Der Abstand der Erwerbstätigenquoten zwischen Frauen und Männern hat sich in einem Zeitraum von weniger als 30 Jahren um rund zwei Drittel verringert – von 21 Prozentpunkten auf 7 Prozentpunkte.
  • Sowohl bei Frauen als auch bei Männern zeigen sich für 2020 Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die Erwerbstätigenquoten der Frauen ist gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte gesunken, und die der Männer sogar um 1,4 Prozent. Das Absinken fand v.a. während des ersten Lockdowns statt, als Beschäftigungsverhältnisse häufiger beendet wurden und zugleich weniger Neueinstellungen stattfanden. (1)

Auch bei der Erwerbsquote, die den Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung im Erwerbsalter erfasst (2), zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Angleichung des geschlechterbezogenen Abstands:

  • Bei den Frauen ist die Erwerbsquote zwischen 1991 und 2019 fast kontinuierlich angestiegen, von 62 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 75 Prozent. Im Jahr 2020 ist die Erwerbsquote um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen.
  • Demgegenüber veränderte sich die Erwerbsquote der Männer über den gesamten Beobachtungszeitraum nur leicht: Von fast 83 Prozent im Jahr 1991 ging sie bis 2000 auf 80 Prozent zurück. In den Jahren nach 2005 stieg sie wieder auf 82 Prozent an und blieb seither fast konstant auf diesem Niveau. In den Jahren 2018 und 2019 ist die Erwerbsquote wieder leicht angestiegen. Im Jahr 2020 ist die Erwerbsquote der Männer leicht abgesunken– von 83,5 Prozent auf 82,6 Prozent.

Der regionale Vergleich zeigt, dass die Entwicklungen in Westdeutschland nur geringfügig von jenen für Deutschland insgesamt abweichen, während für Ostdeutschland gravierende Unterschiede festzustellen sind (vgl. Grafik 3):

  • In Ostdeutschland sank die Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern zu Beginn der 1990er Jahre innerhalb weniger Jahre drastisch ab.
  • Unter den ostdeutschen Frauen stieg die Erwerbstätigenquote seit 2005 jedoch wieder stark an. Im Jahr 2020 liegt sie mit gut 74 Prozent immer noch über der Erwerbstätigenquote der Frauen in Westdeutschland.
  • Auch die Erwerbstätigenquote der Männer in Ostdeutschland stieg seit 2005 wieder an, und liegt 2020 mit 78 Prozent wieder auf dem Niveau des Höchstwerts aus dem Jahr 1991.
  • Damit fällt der geschlechterbezogene Abstand der Erwerbstätigenquoten in Ostdeutschland über den gesamten Zeitraum deutlich kleiner aus als in Westdeutschland. Im Jahr 2020 ist der geschlechterbezogene Abstand in Ostdeutschland (3,8 Prozent) nur halb so groß wie in Westdeutschland (7,9 Prozent).
  • Hinsichtlich der Corona-Effekte für das Jahr 2020 zeigt sich, dass die Erwerbstätigenquoten in Ostdeutschland – sowohl bei Frauen als auch bei Männern – etwas weniger gesunken sind als in Westdeutschland.

Der geringere geschlechterbezogene Abstand in Ostdeutschland ist nur zu einem Teil auf die etwas höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen in Ostdeutschland zurückzuführen. Hauptursache ist die (immer noch) angespanntere Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt, die zu einer deutlich niedrigeren Erwerbstätigenquote der Männer führt. Die schlechteren Bedingungen auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt lassen sich auch daran ablesen, dass der Abstand zwischen Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten bei Frauen und Männern in Ostdeutschland deutlich höher ausfällt als in Westdeutschland.

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Maike Wittmann
 

Literatur

Bauer, Anja et al (2021): Arbeitsmarkt aus dem Weg aus der Krise. IAB-Kurzbericht 06/2021, letzter Zugriff: 24.01.2022.

Statistisches Bundesamt (2021): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020. Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 24.01.2022.

Statistisches Bundesamt (2020): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2019 Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 24.01.2022.

Statistisches Bundesamt (2015): Mikrozensus. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2014. Fachserie 1 Reihe 4.1.1, letzter Zugriff: 24.01.2022.

Statistisches Bundesamt (2012): Methodeninformation. Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung: Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit ab dem Jahr 2011, letzter Zugriff: 24.01.2022.

 


(1) Vgl. Bauer et al (2021): Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise, S. 5.

(2) Zur Definition der Erwerbsquote siehe Glossar.

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