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WSI GenderDatenPortal: Erwerbsarbeit: Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten 1991-2021

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Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)

 

Frauen sind in Deutschland immer noch seltener erwerbstätig als Männer. Allerdings hat sich die Teilhabe am Erwerbsleben beider Geschlechter im Beobachtungszeitraum zwischen 1991 und 2021 stark angeglichen.

Dies zeigt sich sehr deutlich an der Erwerbstätigenquote (vgl. Grafik 1):

  • Die Erwerbstätigenquote der Frauen nahm bereits Ende der 1990er Jahre und dann erneut in den Jahren seit 2005 stark zu. Zwischen 1991 und 2019 stieg sie von 57 Prozent auf 73 Prozent an. Im Jahr 2020 sank die Erwerbstätigenquote der Frauen erstmals wieder leicht ab (vgl. Tab. 1) und lag im Jahr 2021 bei 72 Prozent.
  • Bei den Männern ging die Erwerbstätigenquote zwischen 1991 und 2003 deutlicher zurück – von 78 Prozent auf 71 Prozent. Seitdem legte sie wieder deutlich zu und liegt auch im Jahr 2021 mit 79 Prozent noch etwas höher als zu Beginn der 1990er Jahre. Auch bei den Männern hat sich die Erwerbstätigenquote zwischen 2019 und 2021 leicht verringert.
  • Der Abstand der Erwerbstätigenquoten zwischen Frauen und Männern ging in einem Zeitraum von weniger als 30 Jahren um rund zwei Drittel zurück – von 21 Prozentpunkten (1991) auf 7 Prozentpunkte (2021).

Sowohl bei Frauen als auch bei Männern zeigen sich Auswirkungen der Corona-Pandemie: Die Erwerbstätigenquote der Frauen fällt im Jahr 2021 gegenüber 2019 um 0,8 Prozentpunkte niedriger aus, die der Männer sogar um 1,3 Prozentpunkte. Das Absinken fand v.a. während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 statt, als Beschäftigungsverhältnisse häufiger beendet wurden und zugleich weniger Neueinstellungen stattfanden. (1) Mittlerweile hat sich die Arbeitsmarktlage in Deutschland gegenüber dem Corona-Jahr 2020 wieder etwas stabilisiert. (2)

Auch bei der Erwerbsquote, die den Anteil der Erwerbspersonen an der Bevölkerung im Erwerbsalter erfasst (3), zeigt sich innerhalb des Beobachtungszeitraums eine deutliche Tendenz zur Angleichung des geschlechterbezogenen Abstands:

  • Bei den Frauen ist die Erwerbsquote zwischen 1991 und 2019 fast kontinuierlich angestiegen, von 62 Prozent (1991) auf den bisherigen Höchstwert von 75 Prozent (2019). Zwischen 2019 und 2021 ist die Erwerbsquote jedoch um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen (vgl. Tab. 1).
  • Demgegenüber veränderte sich die Erwerbsquote der Männer über den gesamten Beobachtungszeitraum nur leicht: Ausgehend von fast 83 Prozent (1991) ging sie bis zum Jahr 2000 auf 80 Prozent zurück. Erst in den Jahren nach 2005 stieg sie wieder erkennbar auf rund 82 Prozent an und blieb seither fast konstant auf diesem Niveau. In den Jahren 2018 und 2019 stieg die Erwerbsquote erneut leicht an, dieser Anstieg wurde jedoch 2020 gestoppt.

Der regionale Vergleich zeigt, dass die Entwicklungen in Westdeutschland nur geringfügig von jenen für Deutschland insgesamt abweichen, während für Ostdeutschland deutliche Unterschiede festzustellen sind (vgl. Grafik 3):

  • In Ostdeutschland sank die Erwerbstätigenquote von Frauen und Männern zu Beginn der 1990er Jahre innerhalb weniger Jahre drastisch ab.
  • Zwischen 2000 und 2005 lag die Erwerbstätigenquote von Frauen in Ostdeutschland unterhalb derjenigen von Frauen in Westdeutschland. Für ostdeutsche Frauen stieg die Erwerbstätigenquote ab dem Jahr 2005 jedoch wieder stark an. Im Jahr 2021 liegt sie mit 74 Prozent oberhalb derjenigen von Frauen in Westdeutschland.
  • Auch die Erwerbstätigenquote der Männer in Ostdeutschland stieg seit 2005 wieder an und liegt 2021 wieder auf dem Niveau des Jahres 1991 (78,5 Prozent).
  • Damit fällt der geschlechterbezogene Abstand der Erwerbstätigenquoten in Westdeutschland über den gesamten Zeitraum deutlich größer aus als in Ostdeutschland. Im Jahr 2021 ist er in Westdeutschland (7,9 Prozent) fast doppelt so groß wie in Ostdeutschland (4,5 Prozent).

Ursachen für den geschlechterbezogenen Erwerbsabstand: Der kleinere Abstand in Ostdeutschland ist nur zu einem Teil auf die etwas höhere Erwerbsbeteiligung der Frauen in Ostdeutschland zurückzuführen. Hauptursache ist die (immer noch) angespanntere Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt, die zu einer – im Vergleich zu Westdeutschland – niedrigeren Erwerbstätigenquote der Männer führt. Die schlechteren Bedingungen auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt lassen sich auch daran ablesen, dass der Abstand zwischen Erwerbsquoten und Erwerbstätigenquoten bei Frauen und Männern in Ostdeutschland höher ausfällt als in Westdeutschland.

Hinsichtlich der Pandemie-Effekte für das Jahr 2021 zeigt sich, dass die Erwerbstätigenquoten in Ostdeutschland – sowohl bei Frauen als auch bei Männern – insgesamt etwas weniger eingebrochen sind, als in Westdeutschland.

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

 

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann
 

Literatur

Bauer, Anja et al. (2021): Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise. IAB-Kurzbericht 06/2021. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, letzter Zugriff: 07.02.2023.

Bennewitz, Emanuel/Klinge, Silke/Leber, Ute/Schwengler, Barbara (2022): Zwei Jahre Corona-Pandemie: Die deutsche Wirtschaft zwischen Krisenstimmung und Erholung Ein Vergleich der Jahre 2019 und 2021. Ergebnisse des IAB-Betriebspanels. In: IAB-Forschungsbericht 20/2022. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, letzter Zugriff: 07.02.2023.

Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2022): Arbeitslosenquoten 1991-2021. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2023): Statistischer Bericht. Mikrozensus – Arbeitsmarkt. 2021 (Endgültiges Ergebnis), letzter Zugriff: 07.02.2023

Statistisches Bundesamt (2021): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020. Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 07.02.2023.

Statistisches Bundesamt (2020): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2019 Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 07.02.2023.

Statistisches Bundesamt (2015): Mikrozensus. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2014. Fachserie 1 Reihe 4.1.1, letzter Zugriff: 07.02.2023.

Statistisches Bundesamt (2012): Methodeninformation. Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung: Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit ab dem Jahr 2011, letzter Zugriff: 07.02.2023.

 


(1) Vgl. Bauer et al. (2021): Arbeitsmarkt auf dem Weg aus der Krise, S. 5.

(2) Vgl. Bennewitz et al. (2022): Zwei Jahre Corona-Pandemie: Die deutsche Wirtschaft zwischen Krisenstimmung und Erholung. Siehe hierzu auch der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Jahr 2020 und die leichte Erholung der Arbeitsmarktlage im Jahr 2021, vgl. Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2022): Arbeitslosenquoten 1991-2021.

(3) Zur Definition der Erwerbsquote siehe Glossar.

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