Arbeitsmarkt im Wandel: Geringfügig entlohnte Beschäftigung im Nebenjob
Die geringfügig entlohnte Beschäftigung (450-Euro-Minijobs) ist eine umstrittene Form der Beschäftigung, da die Beschäftigten oftmals nur einen Niedriglohn erhalten (Grabka/Schröder 2019). In Deutschland gibt es rund 7,1 Millionen Beschäftigte, die einen 450-Euro-Minijob ausüben. Neben den 4,15 Millionen ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten gehen viele Menschen diesen Tätigkeiten im Nebenjob nach. Die Zahl dieser Mehrfachbeschäftigungen hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen und liegt gegenwärtig nach dem Rückgang in der Corona-Krise wieder bei über 3 Millionen. Neben anderen Motiven für die Aufnahme einer solchen Tätigkeit spielt Geldmangel eine Rolle (Graf/Höhne/Mauss/Schulze Buschoff 2019). Die aktuelle Regierungskoalition hat sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass sich die Obergrenze für die geringfügig entlohnte Beschäftigung in Zukunft an einer Wochenarbeitszeit von 10 Stunden zum jeweiligen Mindestlohn orientieren soll. Bei Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro pro Stunde im Oktober 2022 ergibt sich somit eine Obergrenze von 520 Euro.
Während die Unterschiede hinsichtlich der Verbreitung von Nebenjobs zwischen den Geschlechtern weniger ausgeprägt sind als bei den ausschließlich geringfügig Beschäftigten, bestehen beachtliche regionale Unterschiede: Im Westen haben 8,7 Prozent der Beschäftigten einen Nebenjob, im Osten sind es nur 4,2 Prozent. Die drei Kreise mit dem höchsten Anteil von Personen mit 450-Euro-Nebenjob liegen alle in Bayern. Es handelt sich um Dachau (16,0 Prozent), Fürstenfeldbruck (15,0 Prozent) und Bad Tölz-Wolfratshausen (14,6 Prozent).
Die Daten zu geringfügig entlohnter Beschäftigung im Nebenerwerb nach Geschlecht stehen für alle Kreise der Bundesrepublik für die Jahre ab 2015 zum Download zur Verfügung.
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Literatur
Grabka, M./Schröder, C. (2019): Der Niedriglohnsektor in Deutschland ist größer als bisher angenommen, in: DIW Wochenbericht 86 (14), S. 250–257
Graf, S./Höhne, J./Mauss, A./Schulze Buschoff, K. (2019): Mehrfachbeschäftigungen in Deutschland. Struktur, Arbeitsbedingungen und Motive. WSI Report 48, 03/2019 (pdf), Düsseldorf
Kontakt
Ansprechpartner für alle Fragen zum WSI Datenportal "Arbeitsmarkt im Wandel" ist Dr. Eric Seils.