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WSI GenderDatenPortal: Sorgearbeit: Abhängig beschäftigte Frauen und Männer mit Pflegeverantwortung 2020

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Abhängig beschäftigte Frauen übernehmen in Deutschland im Jahr 2020 häufiger Pflegeverantwortung als Männer. So pflegt jede zehnte weibliche Arbeitnehmerin (10 Prozent), aber nur etwa jeder dreizehnte männliche Arbeitnehmer (8 Prozent).

Die Differenzierung nach Altersgruppen zeigt, dass abhängig beschäftigte Frauen gerade in der zweiten Lebenshälfte deutlich häufiger Pflegeverantwortung tragen als Männer. Während Frauen und Männer unter 30 bzw. unter 40 Jahren vergleichbar häufig Pflegeverantwortung für andere übernehmen, zeigen sich in den höheren Altersgruppen deutliche Unterschiede (Grafik 1):

  • Bei den unter 30-Jährigen ist Pflegeverantwortung unter Männern (3,4 Prozent) sogar geringfügig weiterverbreitet als unter Frauen (2,8 Prozent). Dies gilt auch noch im mittleren Alter zwischen dem 30. und 39. Lebensjahr (Männer: 6,3 Prozent, Frauen: 5,5 Prozent).
  • Ab dem 40. Lebensjahr sowie insbesondere ab dem 50. Lebensjahr übernehmen Frauen dann jedoch erkennbar häufiger Pflegeverantwortung als alle anderen Beschäftigtengruppen (9,4 bzw. 15,3 Prozent) – auch häufiger als gleichaltrige Männer (7,5 bzw. 12,4 Prozent). (1)

Unterschiede bei der Übernahme von Pflegeverantwortung durch abhängig Beschäftigte zeigen sich zudem nach Erwerbsumfang (Grafik 2): Gut jede*r neunte abhängig Beschäftigte in Teilzeit (d.h. mit einer vereinbarten Arbeitszeit von unter 35 Wochenstunden) hat Pflegeaufgaben übernommen – dies gilt gleichermaßen für Frauen und Männer (jeweils 11,5 Prozent). Vollzeitbeschäftigte sind dagegen seltener in die Pflege von Dritten eingebunden als Teilzeitbeschäftigte, dies gilt für Männer noch deutlicher (6,9 Prozent) als für Frauen (8,3 Prozent).
Da rund viermal so viele abhängig beschäftigte Frauen in Teilzeit tätig sind als Männer (46 Prozent gegenüber 11 Prozent), gibt es in Deutschland – trotz eines gleich hohen Anteils an Pflegenden unter weiblichen wie männlichen Teilzeitbeschäftigten – in absoluten Zahlen sehr viel mehr Frauen, die gleichzeitig eine Teilzeiterwerbstätigkeit ausüben und Pflegeverantwortung für andere Menschen übernehmen als Männer. (2)

Wesentliche Ursache für die geringere Beteiligung von Vollzeitbeschäftigten an Pflegeaufgaben ist ihre längere Arbeitszeitdauer und höhere Gesamtbelastung. Im Durchschnitt wenden abhängig Beschäftigte mit Pflegeverantwortung pro Woche 13,3 Stunden für die Pflegeaufgaben auf, Frauen mit durchschnittlich 15 Stunden dabei sogar noch rund 3 Stunden mehr als Männer (12 Stunden). (3) Die Pflegeaufgaben dennoch zu übernehmen, selbst neben einer Vollzeitbeschäftigung, stellt damit eine hohe Beanspruchung der Betroffenen dar. Insbesondere für vollzeitbeschäftigte Frauen ergeben sich daraus Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf, eigener Familie und Pflegeverantwortung: 38 Prozent von ihnen berichten, dass sich hieraus „oft“ oder sogar „sehr häufig“ zeitliche Probleme für sie ergeben, alles zu vereinbaren. Teilzeitbeschäftigte Frauen mit Pflegeverantwortung erleben dies seltener als so problematisch (28 Prozent). (4) Abhängig Beschäftigte, die im privaten Umfeld Pflegeaufgaben übernehmen, arbeiten nicht nur überdurchschnittlich häufig in Teilzeit, rund ein Drittel der sog. Hauptpflegepersonen reduziert den Erwerbsumfang gezielt, um den zeitlichen Anforderungen der Pflegesituation gerecht zu werden. (5)

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Eugen Unrau

 

Literatur

Hielscher, Volker/ Kirchen-Peters, Sabine/ Nock, Lukas (2017): Pflege in den eigenen vier Wänden: Zeitaufwand und Kosten. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen geben Auskunft. Hans-Böckler-Stiftung: Study Nr. 363, letzter Zugriff 08.06.2022

Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Wittmann, Maike (2022): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2020. In: WSI GenderDatenPortal.

Institut des DGB-Index Gute Arbeit (2018): Berufstätige mit Pflegeverantwortung. Zur Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege. In: DGB-Index Gute Arbeit Kompakt, Nr. 02/2018, letzter Zugriff 08.06.2022.

Rothgang, Heinz/ Müller, Rolf/ Runte, Rebecca/ Unger, Rainer (2017): Pflegereport 2017. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse. Barmer: Berlin. letzter Zugriff 08.06.2022.

 


(1) Zu diesem Ergebnis kommt auch der Barmer-Pflegereports 2017. Vgl. Rothgang, Heinz/ Müller, Rolf/ Runte, Rebecca/ Unger, Rainer (2017): Pflegereport 2017. Barmer: Berlin. S. 146f.

(2) Vgl. Hobler, Dietmar/ Pfahl, Svenja/ Wittmann, Maike (2022): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2020. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Vgl. Institut des DGB-Index Gute Arbeit (2018): Berufstätige mit Pflegeverantwortung. Zur Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege. In: DGB-Index Gute Arbeit Kompakt, Nr. 02/2018, S.3.

(4) Vgl. Institut des DGB-Index Gute Arbeit (2018): Berufstätige mit Pflegeverantwortung. Zur Vereinbarkeit von Arbeit und Pflege. In: DGB-Index Gute Arbeit Kompakt, Nr. 02/2018, S.3.

(5) Vgl. Hielscher, Volker/ Kirchen-Peters, Sabine/ Nock, Lukas (2017): Pflege in den eigenen vier Wänden: Zeitaufwand und Kosten. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen geben Auskunft. Hans-Böckler-Stiftung: Study Nr. 363. S. 91f. und 94.

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