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WSI GenderDatenPortal: Sorgearbeit: Betreuungsquoten von Kindern unter drei Jahren nach Alter 2010-2022

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Grafiken, Analyse, Tabellen (pdf)

 

Der Anteil der Kleinkinder in Tagesbetreuung hängt in Deutschland eng mit dem Kindesalter zusammen (vgl. Grafik 1): Im Jahr 2022 werden zwei Drittel der Kinder im Alter von 2 bis unter 3 Jahren tagsüber in einer Tageseinrichtung oder von einer Tagespflegeperson betreut. Bei Kindern von 1 bis unter 2 Jahren trifft dies auf ein gutes Drittel (39 Prozent) zu, während lediglich 2 Prozent aller Kinder unter 1 Jahr institutionell betreut werden.

Im Beobachtungszeitraum 2010 bis 2022 sind die Betreuungsquoten von Kleinkindern in Deutschland insgesamt angestiegen: Insbesondere die Betreuungsquote der 2- bis unter 3-jährigen Kinder hat sich deutlich erhöht, von 43 Prozent auf 66 Prozent. Auch bei den 1- bis unter 2-Jährigen ist der Anteil der betreuten Kinder innerhalb der letzten zwei Dekaden sichtbar von 23 Prozent auf 39 Prozent angewachsen. So gut wie keine Veränderung lässt sich hingegen für Kinder vor dem 1. Geburtstag feststellen: ihre Betreuungsquote lag sowohl 2010 wie auch 2022 bei etwa 2 Prozent. Bei den 1-bis unter 2-Jährigen und bei den 2- bis unter 3-Jährigen ist der Anstieg der Betreuungsquote vor allem auf den Zeitraum von 2010 bis 2015 zurückzuführen – danach hat sich der Anstieg nur noch deutlich langsamer fortgesetzt.

Im Jahr 2021 ist die Betreuungsquote für alle drei Altersgruppen sichtlich gesunken. Grund dafür sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Durch Lockdowns und Kontaktbeschränkungen kam es 2020 und 2021 auch zur Schließung von Kinderbetreuungseinrichtungen. (1) Ein beachtlicher Teil an betreuungsbedürftigen Kindern konnte (gerade zu Beginn des Jahres 2021) nicht institutionell betreut werden oder aber nur in reduziertem Umfang. (2) Diese „Lücke“ wurde in den meisten Fällen durch familiäre Betreuung geschlossen. (3)

Im regionalen Vergleich (vgl. Grafik 2) zeigt sich, dass die Betreuungsquoten von Kleinkindern in Ostdeutschland immer noch deutlich höher ausfallen als in Westdeutschland:

  • Die Betreuungsquote von Kindern im Alter von 2 bis unter 3 Jahren liegt 2022 in Ostdeutschland bei 87 Prozent, in Westdeutschland hingegen nur bei 62 Prozent. Ein noch größter Unterschied zeigt sich für die 1- bis unter 2-Jährigen: Ihre Betreuungsquote fällt in Ostdeutschland (68 Prozent) mehr als doppelt so hoch aus wie in Westdeutschland (33 Prozent). (4)
  • Zwischen 2010 und 2022 hat sich der Abstand zwischen den west- und ostdeutschen Betreuungsquoten für Kleinkinder unter 3 Jahren insgesamt verringert, weil mit dem schrittweisen Ausbau der Kinderbetreuung insbesondere in Westdeutschland die Tagesbetreuung auch dort stärker nachgefragt wurde – am deutlichsten für Kinder im Alter von 2 bis unter 3 Jahren.

Im Vergleich der einzelnen Bundesländer (vgl. Grafik 3) zeigen sich sogar noch größere Differenzen:

  • In Mecklenburg-Vorpommern werden mit 90 Prozent fast alle Kinder im Alter von 2 bis unter 3 Jahren tagsüber institutionell betreut. Mit einer Betreuungsquote von 82 Prozent stellt Berlin das ostdeutsche Schlusslicht dar, liegt damit aber immer noch fast gleichauf mit Hamburg, dem westdeutschen Bundesland mit der höchsten Betreuungsquote (85 Prozent). Die niedrigste Betreuungsquote aller Bundesländer für Kinder im Alter von 2 bis unter 3 Jahren weist das Saarland auf (57 Prozent).
  • Für die etwas jüngeren Kinder im Alter von 1 bis unter 2 Jahren fällt der Unterschied zwischen ost- und westdeutschen Bundesländern noch deutlicher aus. Die Betreuungsquote im Bundesland mit dem höchsten Betreuungsanteil (Mecklenburg-Vorpommern 78 Prozent) ist viermal höher als im Bundesland mit dem niedrigsten Anteil an Tagesbetreuung (Rheinland-Pfalz 20 Prozent). Auffällig dabei: So gut wie alle ostdeutschen Bundesländer haben höhere Betreuungsquoten als alle westdeutschen (mit Ausnahme von Berlin, das eine geringfügig niedrigere Betreuungsquote aufweist als Hamburg).

Hauptursache für den Anstieg der Betreuungsquote (gerade zwischen 2010 und 2015) ist der politisch gewollte Ausbau der institutionellen Kinderbetreuung in Deutschland. Grundlage dafür waren das Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) von 2005 sowie das Kinderförderungsgesetz (KiföG) von 2008. Seit dem 01. August 2013 gibt es mit dem Kinderförderungsgesetz zudem einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahrs. (5) Bereits auf dem sogenannten »Krippengipfel« 2007 vereinbarten Bund, Ländern und Kommunen, dass bis 2013 bundesweit für 35 Prozent aller Kinder unter drei Jahren ein Angebot zur Betreuung in einer Kindertageseinrichtung oder durch Tagespflege (d.h. durch eine Tagesmutter oder einen Tagesvater) geschafft werden soll. (6)

Trotz des Ausbaus der institutionalisierten Kinderbetreuung in den letzten Jahren, wird der Bedarf an Kinderbetreuungszeiten in Deutschland aktuell immer noch nicht gedeckt. Dies gilt besonders für den Betreuungsbedarf von Kindern unter 3 Jahren: Im Jahr 2020 konnte ein Fünftel der Eltern mit Betreuungsbedarf keinen Betreuungsplatz für ihr Kind finden. (7) Ein ebenso großer Teil der Eltern gab zudem an, dass es bei ihnen konkrete Zeiten mit Betreuungsbedarf im Wochenverlauf gibt, die durch den von ihnen genutzten Betreuungsplatz nicht abgedeckt werden können. (8)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

 


Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann


Literatur

Böttcher, Sabine/Gebauer, Ronald (2020): Kitas und Kindererziehung in Ost und West. Lange Wege der Deutschen Einheit. Bundeszentrale für politische Bildung, letzter Zugriff: 21.08.2023.

Deutsches Jugendinstitut (2022): Quartalsbericht der Corona-KiTa-Studie. 7. Quartalsbericht (II/2022), April 2022, letzter Zugriff: 21.08.2023.

Kayed, Theresie/Anton, Jeffrey/Kuger, Susanne  (2022): Der Betreuungsbedarf bei U3­

und U6­Kindern. DJI­Kinderbetreuungsreport 2021. Studie 1 von 7, letzter Zugriff: 21.08.2023.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Ganztagsbetreuungsquoten von Kleinkindern nach Alter und Region 2007-2022. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2019). Kindertagesbetreuung regional 2018. Ein Vergleich aller Kreise in Deutschland, Wiesbaden, letzter Zugriff: 21.08.2023.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2018). Kindertagesbetreuung regional 2017. Ein Vergleich aller 412 Kreise in Deutschland, Wiesbaden, letzter Zugriff: 21.08.2023.

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2010). Kindertagesbetreuung regional 2009. Ein Vergleich aller 412 Kreise in Deutschland, Wiesbaden, letzter Zugriff: 21.08.2023.


(1) Da die Erhebung der verwendeten Daten jährlich zum 01. März erfolgt (siehe Glossar) sind die Effekte des ersten Corona-Lockdowns ab Mitte März 2020 hier nicht sichtbar.

(2) Vgl. Deutsches Jugendinstitut (2022): Quartalsbericht der Corona-Kita-Studie, S.14f. Eine Reduzierung des Betreuungsumfangs ist auch am Rückgang der Ganztagsbetreuungsquote erkennbar, vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Ganztagsbetreuungsquoten von Kleinkindern nach Alter und Region 2007-2022. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Vgl. Deutsches Jugendinstitut (2022): Quartalsbericht der Corona-Kita-Studie, S.14.

(4) Regionale Unterschiede in den Betreuungsquoten zwischen West- und Ostdeutschland sind auf die große Bedeutung von öffentlicher Kinderbetreuung zu DDR-Zeiten zurückzuführen. In der DDR war öffentliche Kinderbetreuung als unterste Stufe Bestandteil des staatlichen Bildungssystems und auf die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit (gerade für Frauen) ausgelegt. In der ehemaligen Bundesrepublik war Kinderbetreuung viel stärker im Privaten verordnet und fand in öffentlichen Einrichtungen wenn dann halbtätig statt. Vgl. Böttcher, Sabine/Gebauer, Ronald (2020): Kitas und Kindererziehung in Ost und West.

(5) Vgl. Statistische Ämter des Bundes und der Länder (2019). Kindertagesbetreuung regional 2018. S. 5.

(6) A.a.O.

(7) Vgl. Kayed, Theresie/Anton, Jeffrey/Kuger, Susanne (2022): Der Betreuungsbedarf bei U3­und U6­Kindern. DJI­Kinderbetreuungsreport 2021. S. 21.

(8) A.a.O., S. 20.

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