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WSI GenderDatenPortal: Sorgearbeit: Höhe des Elterngeldes nach Geburtsjahr des Kindes 2008-2018

Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)

Daten (xlsx)

 

Männer haben in der Regel einen deutlich höheren Elterngeldanspruch als Frauen. Dies zeigt die Gegenüberstellung der Elterngeldhöhe von Frauen und Männern (Grafik 1):

  • Während Väter für ihre 2018 geborenen Kinder einen Basiselterngeldanspruch in Höhe von durchschnittlich 1.300 Euro haben, fällt die Höhe des Elterngeldanspruchs bei Müttern mit durchschnittlich 811 Euro um fast 500 Euro niedriger aus.
  • Für Frauen und Männer, die (auch) ElterngeldPlus in Anspruch nehmen, zeigt sich ebenfalls ein Unterschied: Die Elterngeldhöhe über alle Elterngeldmonate hinweg fällt dann im Durchschnitt bei Männern um rund 70 Euro höher aus als bei Frauen – mit durchschnittlich 622 Euro (Männer) gegenüber 548 Euro (Frauen).

Die geringere geschlechterspezifische Diskrepanz bei Paaren, die (auch) ElterngeldPlus in Anspruch nehmen (im Vergleich zum Basiselterngeld), ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Männer häufiger gleich alle ihre Basiselterngeldmonate in die doppelte Anzahl von ElterngeldPlus-Monaten umwandeln, bei einem in der Regel dann halbiertem monatlichen Elterngeldanspruch in den umgewandelten Monaten. Frauen wandeln dagegen meist nur einen kleineren Anteil ihrer gesamten Basiselterngeld-Monate in ElterngeldPlus-Monate um. (1)

Für den Beobachtungszeitraum 2008 bis 2018 zeigt sich, dass der Basiselterngeldanspruch sowohl bei Frauen als auch Männern kontinuierlich und stark gestiegen ist. Er fällt für beide Geschlechter im Jahr 2018 um ein knappes Drittel höher aus als im Jahr 2008. Bei den Männern stieg er von knapp 1.000 auf 1.300 Euro und bei den Frauen von gut 600 auf 800 Euro im Monat. Auch der für Geburten ab dem Sommer 2015 eingeführte ElterngeldPlus-Anspruch ist sowohl bei Frauen als auch Männern allein zwischen 2015 (2. Halbjahr) und 2018 bereits gestiegen – um etwa 50 Euro bei Frauen und knapp 70 Euro bei Männern (vgl. Tab. 1)

Eine der Ursachen für die höheren Elterngeldzahlungen ist, dass der Anteil der Frauen (aber auch der Männer), die vor dem Elterngeldbezug erwerbstätig waren, seit 2008 angestiegen ist (Grafik 2). So sind 2018 insgesamt 93 Prozent der elterngeldbeziehenden Männer vor der Geburt erwerbstätig gewesen, im Jahr 2008 waren es erst 82 Prozent. Noch deutlicher stieg jedoch der Anteil der Frauen, die unmittelbar vor der Geburt des Kindes erwerbstätig waren: von 55 Prozent (2008) auf 72 Prozent (2018).

Ursächlich für die unterschiedliche Höhe des Elterngeldanspruchs sind außerdem die unterschiedlich hohen Einkommen von Frauen und Männern, da sich die Elterngeldhöhe individuell aus dem vorgeburtlichen Nettoeinkommen errechnet. Männer erzielen vor dem Elterngeldbezug deutlich höhere Netto-Einkommen als Frauen (Grafik 3):

  • Ein durchschnittliches Netto-Einkommen von 2.000 Euro oder mehr hat nur knapp jede fünfte Frau (19 Prozent), aber die Mehrheit der elterngeldbeziehenden Männer (56 Prozent), die 2018 ein Kind bekommen haben.
  • Im Gegenzug lag das Nettoeinkommen jeder fünften elterngeldbeziehenden Frau vor der Geburt bei weniger als 1.000 Euro (21 Prozent), was nur auf jeden 20. Mann zutrifft (5 Prozent).

Diese immensen Einkommensunterschiede sind vor allem darauf zurückzuführen, dass Frauen wesentlich häufiger in Teilzeit arbeiten als Männer (2), insbesondere wenn sie bereits weitere (minderjährige) Kinder haben. (3)

Effekte: Die Erwerbseinkommen vor dem Elternzeitbezug sind ausschlaggebend für die Höhe des Elterngeldes. Insofern setzt das Elterngeld mittelbar einen Anreiz zur Erwerbstätigkeit vor der Geburt des Kindes. (4) Insgesamt gilt eine gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen (vor, aber vor allem nach der Geburt) als einer der wichtigsten Effekte des Elterngeldes. (5)


Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Eugen Unrau


Literatur

Geyer, Johannes / Krause, Alexandra (2016): Veränderungen der Erwerbsanreize durch das Elterngeld Plus für Mütter und Väter. DIW Discussion Paper 1592, letzter Zugriff: 20.04.2022.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021a): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2019, in: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2019, in: WSI GenderDatenPortal.

Huebener, Mathias / Müller, Kai-Uwe / Neumann, Michael / Wrohlich, Katharina (2016): Zehn Jahre Elterngeld: Eine wichtige familienpolitische Maßnahme. In: DIW Wochenbericht 49/2016, S. 1159-1166, letzter Zugriff: 20.04.2022.

Müller, Kai-Uwe / Neumann, Michael / Wrohlich, Katharina (2015): Familienarbeitszeit: mehr Arbeitszeit für Mütter, mehr Familienzeit für Väter. In: DIW Wochenbericht 46/2015: Familienarbeitszeit „reloaded“, S. 1095-1103, letzter Zugriff: 20.04.2022.

Pfahl, Svenja / Reuyß, Stefan (2022): Reformvorschläge für die Ausgestaltung des Elterngeldes. Unter Mitarbeit von Maike Wittmann. Friedrich-Ebert-Stiftung. Berlin

Statistisches Bundesamt (2021): Bundesstatistik zum Elterngeld. Qualitätsbericht, letzter Zugriff: 20.04.2022.

Wrohlich, Katharina / Berger, Eva / Geyer, Johannes / Haan, Peter / Sengül, Denise / Spieß, C. Katharina / Thiemann, Andreas (2012): Elterngeld Monitor. DIW Berlin: Politikberatung kompakt 61, letzter Zugriff: 20.04.2022.


(1) Vgl. auch Pfahl, Svenja / Reuyß, Stefan (2022): Reformvorschläge für die Ausgestaltung des Elterngeldes. Unter Mitarbeit von Maike Wittmann. Friedrich-Ebert-Stiftung. Berlin.

(2) Im Jahr 2019 arbeitete fast die Hälfte der abhängig beschäftigten Frauen, aber nur etwa jeder neunte abhängig beschäftigte Mann in Teilzeit. Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021a): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2019, in: WSI GenderDatenPortal.

(3) Unter den Eltern mit (minderjährigem Kind) fällt die Teilzeitquote der Mütter mit 68 Prozent (2019) besonders hoch aus, während die Teilzeitquote von Vätern mit nur 6 Prozent noch niedriger ausfällt als unter Männern insgesamt. Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Schubert, Lisa (2021b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2019, in: WSI GenderDatenPortal.

(4) Bereits drei Jahre nach Einführung des Elterngeldes konnte ein Anstieg der Erwerbstätigenquote von Frauen vor der Geburt des Kindes beobachtet werden. Vgl. Wrohlich, Katharina et al. (2012): Elterngeld Monitor. DIW Berlin: Politikberatung kompakt 61, S. 29-30

(5) Vgl. Huebener, Mathias et al. (2016): Zehn Jahre Elterngeld: Eine wichtige familienpolitische Maßnahme. In: DIW Wochenbericht 49/2016, S. 1162.

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