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WSI GenderDatenPortal: Sorgearbeit: Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2012/2013

Grafiken, Analysen, Tabellen (pdf)

 

Erwerbstätige Frauen und Männer im Alter von 18 bis unter 65 Jahren weisen im Jahr 2012/13 zwar im Durchschnitt fast identische Gesamtarbeitszeiten auf (Frauen: 7:44 Stunden, Männer: 7:40 Stunden) (Grafik 1) – dennoch zeigen sich deutliche geschlechtsbezogene Unterschiede bei den relativen Anteilen an bezahlter und unbezahlter Arbeit:(1)

  • Bezahlte Arbeit: Männer verbringen mit 5:32 Stunden 1,2-mal so viel Zeit mit bezahlter Erwerbsarbeit wie Frauen mit 4:15 Stunden.
  • Bei der unbezahlten Arbeit ist es umgekehrt: Frauen verbringen mit 3:29 Stunden 1,6mal so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit, d.h. Hausarbeit und Fürsorgearbeit, wie Männer mit 2:08 Stunden.(2)

Die jeweilige Zusammensetzung aus bezahlter und unbezahlter Arbeit variiert insbesondere mit dem Erwerbsumfang, aber auch zwischen Frauen und Männern:

  • Vollzeitbeschäftigte Frauen und Männer haben zwar gleichlange Gesamtarbeitszeiten (Frauen: 7:44 Stunden, Männer: 7:45 Stunden), sie übernehmen jedoch unterschiedlich viel unbezahlte Arbeit: Männer verwenden nur ein gutes Viertel ihrer Gesamtarbeitszeit dafür, Frauen jedoch mehr als ein Drittel. Insgesamt übernehmen vollzeitbeschäftigte Frauen 34 Minuten pro Tag mehr unbezahlte Arbeit als vollzeitbeschäftigte Männer.
  • Teilzeitbeschäftigte Frauen verwenden mit 4:26 Stunden sogar den überwiegenden Anteil ihrer täglichen Gesamtarbeitszeit für unbezahlte Arbeit. Teilzeitbeschäftigte Männer übernehmen mit 2:21 Stunden hingegen fast die Hälfte weniger unbezahlte Arbeit. Sie befassen sich stärker mit bezahlter Arbeit (3:17 Stunden) als mit unbezahlter.

Neben dem Erwerbsumfang wirkt sich auch der Haushaltstyp bzw. das Vorhandensein von Kind(ern) unter 18 Jahren auf die jeweilige Zusammensetzung aus bezahlter und unbezahlter Arbeitszeit aus (Grafik 2):

  • So verbringen vollbeschäftigte Väter mit Kind(ern) unter 18 Jahren am meisten Zeit mit bezahlter Erwerbsarbeit (5:49 Stunden), vollzeitbeschäftigte Mütter hingegen nur eine Stunde weniger (4:46 Stunden).(3)
  • Vollzeitbeschäftigte Väter wenden lediglich ein Drittel ihrer Gesamtarbeitszeit für unbezahlte Arbeit auf (2:49 Stunden), vollzeitbeschäftigte Mütter jedoch fast die Hälfte ihrer täglichen Gesamtarbeitszeit (4:12 Stunden). Teilzeitbeschäftigte Mütter verwenden sogar mehr als zwei Drittel ihrer gesamten täglichen Arbeitszeit (5:23 Stunden) für unbezahlte Arbeit.
  • Gerade für vollzeitbeschäftigte Mütter führen die relativ langen Erwerbsarbeitszeiten – zuzüglich zum hohen Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit – in der Summe zu besonders langen Gesamtarbeitstagen (8:58 Stunden).(4) Die Gesamtarbeitszeit von vollzeitbeschäftigten Vätern fällt dagegen pro Tag 20 Minuten kürzer aus (8:38 Stunden), die von teilzeitbeschäftigten Müttern noch einmal 23 Minuten kürzer (8:15 Stunden).

Fazit Arbeitsteilung: Bei Paaren mit Kind(ern) ist die unbezahlte Arbeit weniger egalitär und stärker entlang traditioneller Vorstellungen der privaten Erziehungs- und Sorgeverantwortung aufgeteilt als im allgemeinen Durchschnitt. Dieser Unterschied gilt sogar für Paare mit vollzeitbeschäftigten Müttern.

Teilzeitbeschäftigte Frauen haben zwar ähnlich lange Gesamtarbeitszeiten, verwenden aber nur einen deutlich kleineren Anteil auf bezahlte Erwerbsarbeitszeiten und deutlich mehr Zeit für Haus- und Fürsorgearbeit. Dies trägt zu dem in Deutschland besonders ausgeprägten Gender Time Gap bei, der mit negativen Folgen für die Gleichstellung von Frauen verknüpft ist.(5)

Die ungleiche Verteilung der bezahlten und unbezahlten Arbeit bei Frauen und Männern besteht zudem unabhängig vom beruflichen Qualifikationsniveau (vgl. Tabelle). Sowohl bei Akademiker/innen als auch bei Beschäftigten mit beruflichem Abschluss wenden Männer mehr Zeit für Erwerbsarbeit und Frauen mehr Zeit für unbezahlte Arbeit in Haushalt und im Care-Bereich auf.(6) Diese starken geschlechtsbezogenen Unterschiede sind zudem über alle Einkommensgruppen hinweg festzustellen (vgl. Tabelle).(7) Die Unterschiede werden aber mit steigendem Einkommen kleiner, was vor allem daran liegt, dass bei Frauen der Anteil an bezahlter Arbeit mit höherem Einkommensniveau stärker ansteigt als bei den Männern.(8)

 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Julia Spitznagel


Literatur

Absenger, Nadine / Ahlers, Elke / Bispinck, Reinhard / Kleinknecht, Alfred / Klenner, Christina / Lott, Yvonne / Pusch, Toralf / Seifert, Hartmut (2014): Arbeitszeiten in Deutschland. Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für eine moderne Arbeitszeitpolitik. Reihe: WSI Report, Nr. 19, November 2014. Düsseldorf.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017 a): Zeitaufwand für Fürsorgearbeit 2012/13. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar; Pfahl, Svenja (2017 b): Zeitaufwand für Hausarbeit 2012/13. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017 c): Zeitaufwand für Hausarbeit 2012 /13. In: WSI GenderDatenPortal.

Kahle, Irene (2004): Alleinerziehende im Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie. In: Statistisches Bundesamt (2004): Alltag in Deutschland. Analysen zur Zeitverwendung, Forum der Bundesstatistik Band 43, S. 175-193.

Maier, Lucia (2014): Methodik und Durchführung der Zeitverwendungserhebung 2012/13, in: Wirtschaft und Statistik, November 2014, Wiesbaden.

Pfahl, Svenja / Hobler, Dietmar / Weeber, Sonja (2015): Müdigkeit und Erschöpfung nach Erwerbsumfang 2011/12. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2014): Aktivitätenliste (Stand 16.09.2014).

Statistisches Bundesamt (2016): Zeitverwendungserhebung, ZVE 2012/13. Qualitätsbericht, Wiesbaden.


(1) Das Konzept der Gesamtarbeitszeit wurde hierbei von Irene Kahle weiter ausgeführt (vgl. Kahle 2004, S.175 -193).

(2) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017a): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2012 / 2013. In: WSI GenderDatenPortal.

(3) Hier dürfte auch die Methode der Erfassung eine Rolle spielen: Ausfallzeiten an den Tagen der Befragung reduzieren die erfasste Arbeitszeit gegenüber der normalerweise geleisteten Arbeitszeit (vgl. Methodische Anmerkungen).

(4) Vgl. Pfahl, Svenja / Hobler, Dietmar/Weeber, Sonja (2015): Müdigkeit und Erschöpfung nach Erwerbsumfang 2011 /12. In: WSI GenderDatenPortal.

(5) Vgl. Absenger, Nadine / Ahlers, Elke / Bispinck, Reinhard / Kleinknecht, Alfred / Klenner, Christina / Lott, Yvonne / Pusch, Toralf / Seifert, Hartmut (2014): Arbeitszeiten in Deutschland. Entwicklungstendenzen und Herausforderungen für eine moderne Arbeitszeitpolitik. Reihe: WSI Report, Nr. 19, November 2014. Düsseldorf.

(6) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017a): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2012 / 2013. In: WSI GenderDatenPortal.

(7) Hier ist zu beachten, dass es sich bei den Frauen und Männern in den Einkommensgruppen nicht um Paare handelt.

(8) Vgl. Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017 a): Zeitaufwand für bezahlte und unbezahlte Arbeit 2012 / 2013. In: WSI GenderDatenPortal.

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