WSI Verteilungsbericht 2022: Armutslücke
Die Armutslücke ist im Beobachtungszeitraum deutlich angestiegen. Lag der mittlere Abstand zwischen den durchschnittlich verfügbaren Einkommen armer Haushalte zur Armutsgrenze 1991 in Deutschland noch bei 2.356 Euro/Jahr, so stieg dieser Wert bis 2019 auf 3.912 Euro an. Diese Entwicklung verlief stufenweise. Bis zum Jahr 2000 vergrößerte sich die Armutslücke auf 2.991 Euro und blieb in etwa so (mit leichten Schwankungen). Seit 2013 ist ein rasanter Anstieg zu beobachten.
Die Zunahme am aktuellen Rand ist insbesondere auf die im selben Zeitraum stark ansteigenden Medianeinkommen zurückzuführen (Spannagel/ Zucco 2022). Das zeigt deutlich: Die mittleren Einkommen steigen zwar, die Armen profitieren davon aber nicht, sie werden zunehmend von dieser Entwicklung abgehängt. Die Situation der Haushalte unterhalb der Armutsgrenze hat sich also im Untersuchungszeitraum verschlechtert.
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Weitere Erläuterungen
Armutsgrenze: Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Nettoeinkommens der Bevölkerung in Privathaushalten.
Armutslücke: Die Armutslücke beschreibt den mittleren Abstand zwischen den durchschnittlich verfügbaren Einkommen armer Haushalte zur Armutsgrenze.
Medianeinkommen: Das mittlere Einkommen, auch Medianeinkommen genannt, ist der Wert, der genau in der Mitte liegt, wenn alle Einkommen aufsteigend geordnet werden
Quellen
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) (2022): Daten für die Jahre 1984-2020, Version 37, SOEP
Spannagel, D. / Zucco, A. (2022): Armut grenzt aus. WSI-Verteilungsbericht 2022. Hans-Böckler-Stiftung, WSI Report Nr. 79, Düsseldorf
Quelle
Ansprechpartnerin für alle Fragen zum Verteilungsbericht 2022 ist Dr. Dorothee Spannagel.