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WSI-Mitteilungen

Gottschall, Karin / Schröder, Tim : „Familienlohn“ – Zur Entwicklung einer wirkmächtigen Normierung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung

Ausgabe 03/2013

WSI-Mitteilungen 3/2013, Seiten 161-170

Zusammenfassung

Die Vorstellung, dass das Lohneinkommen des Mannes ausreichen soll, eine Familie zu ernähren, hat in westlichen Industriegesellschaften, unterstützt durch Sozialpartner und den Sozialstaat, eine lange Tradition. Das entsprechende Familienmodell mit männlichem Familienernährer und weiblicher Hausfrau hat jedoch im wiedervereinigten Deutschland aus sozialen wie wirtschaftlichen Gründen an Bedeutung verloren. Gleichwohl wirkt die traditionelle Ernährernorm auf dem Arbeitsmarkt durch hohe geschlechtsspezifische Lohnlücken fort. Der Beitrag beleuchtet die historische Entwicklung der Vorstellungen von einem sogenannten Familienlohn in Deutschland von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis hin zu den noch heute relevanten sozialstaatlichen Regelungen in Form eines Familienlasten- und -leistungsausgleichs. Weiter wird problematisiert, inwieweit das neue politisch propagierte Leitbild universeller Erwerbstätigkeit geschlechtsspezifische Arbeitsmarktstrukturen und veränderte Familienerwerbsmuster, wie etwa weibliche Familienernährerinnen, berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund werden Herausforderungen für Akteure in der Lohn- und Sozialpolitik benannt.

Abstract

The idea that the wage income of male workers should be sufficient to provide for a family has a long tradition in Western industrialized societies, and is supported by the welfare state and social partners. The corresponding family model with male breadwinner and female housewife, however, has lost ground in reunified Germany, for both social and economic reasons. Nevertheless, the traditional breadwinner norm continues to affect the labour market through high gender-specific wage gaps. This article highlights the historical development of the idea of the so-called family wage in Germany, from its beginnings in the 19th century to the still relevant welfare state regulations, i.e. cash benefit -oriented family policies. Drawing on the more recently promoted ‘adult worker model’ the authors discuss the extent to which this new idea of universal employment considers gender-specific labour market structures and altered family employment patterns, such as female breadwinners. Against this background, some of the challenges facing social partners and social policy actors will be named.

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