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WSI-Mitteilungen

Schief, Sebastian / Lehndorff, Steffen / Kohl, Heribert : Industrielle Beziehungen in Europa nach der EU-Erweiterung

Ausgabe 07/2006

Nach der Osterweiterung der Europäischen Union zeigt sich ein deutlich verändertes Profil der Arbeitsbeziehungen in der EU-25. In den meisten der neu hinzu gekommenen Mitgliedsländer Mittel- und Osteuropas (MOE) sind die industriellen Beziehungen deutlich weniger koordiniert und institutionalisiert als in einer Reihe kontinental- und vor allem nordeuropäischer Länder der früheren EU-15. Der Beitrag zeichnet eine europäische Landkarte der industriellen Beziehungen anhand der wichtigsten Indikatoren für die Organisiertheit der Akteure und Prozesse. Eine Synopse der unterschiedlichen nationalen Arbeitsstandards durch den Labour Rights Standards Index (LRS) zeigt markante Länderunterschiede, die sich für die meisten MOE-Länder insbesondere aus der Fragmentierung und Schwäche der Organisationen der Interessenvertretung, der geringeren Tarifbindung, der Betriebszentrierung der Tarifpolitik sowie einer defizitären Streikpraxis ergeben. Im europäischen Gefüge der industriellen Beziehungen gibt es also eine deutliche Gewichtsverlagerung zugunsten eines eher "angelsächsischen" Typus. Daraus resultiert vielfach die Befürchtung einer verschärften Standort- und Regimekonkurrenz, durch die die Arbeitsbeziehungen und -standards in Ländern wie Deutschland zusätzlich unter Druck geraten. Die Analyse macht darauf aufmerksam, dass die Entwicklung des europäischen Binnenmarktes einer stärkeren Flankierung durch die weitere Ausgestaltung der sozialen Dimension bedarf.

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