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WSI-Mitteilungen

Grunert, Günther : Lohnniveau und Beschäftigung

Ausgabe 06/2003

Viele Ökonomen und Politiker sind sich darin einig, dass der Lohnentwicklung die Schlüsselrolle für die Lage am Arbeitsmarkt zukommt. Behauptet wird eine inverse Beziehung zwischen Lohn- und Beschäftigungshöhe, woraus die Forderung nach Lohnzurückhaltung zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation resultiert. Bei der Begründung, warum niedrige Löhne zu mehr Beschäftigung führen, dominieren drei Argumentationsstränge: Die neoklassische Substitutionshypothese, nach der ein Sinken des relativen Preises von Arbeit zu einer Substitution von Kapital zugunsten von Arbeit führt, die Gewinnhypothese, die bei Lohnzurückhaltung auf steigende Gewinne der Unternehmen (und damit mehr Beschäftigung über mehr Investitionen) setzt, und die Hypothese der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsposition, die von einer positiven Export- und damit Beschäftigungswirkung durch Lohnmoderation ausgeht. Der vorliegende Beitrag soll zeigen, dass keine der drei Hypothesen in theoretisch überzeugender Weise den behaupteten Zusammenhang von Lohnniveau und Beschäftigung herleiten kann.

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