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Fedorets, Alexandra / Himmelreicher, Ralf : Mindestlohn und Arbeitsintensität – Evidenz aus Deutschland

Ausgabe 06/2021

DOI: 10.5771/0342-300X-2021-6-446

Seiten 446-453

Zusammenfassung

In den politischen Debatten, die der Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes im Jahr 2015 vorausgingen, wurde – neben anderen vermuteten negativen Folgen der Reform – auch eine Erhöhung der Arbeitsintensität im betroffenen Lohnsegment antizipiert. Diese These beruhte auf einer sporadischen internationalen Evidenz sowie auf theoretischen Annahmen. Und in der Tat haben Arbeitgeber, wenn die Arbeitskosten steigen, einen Anreiz, diese zu kompensieren, indem sie mehr Produktivität pro gearbeitete Stunde fordern. Zudem kann angenommen werden, dass steigende Löhne die Beschäftigten zur Leistungserhöhung motivieren. Ob die vermuteten Anpassungen auf Arbeitgeber- und Beschäftigtenseite tatsächlich stattfinden, untersucht der Beitrag empirisch. Grundlage dafür ist die repräsentative Haushaltsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zur Einschätzung der Veränderung in der eigenen Arbeitsintensität. Es zeigt sich, dass eine Steigerung der Arbeitsintensität im Mindestlohnbereich kaum zu beobachten ist, sondern überwiegend in den höheren Lohnsegmenten. Vollzeitbeschäftigte sowie Hochqualifizierte berichten häufigere und höhere Steigerungen ihrer Arbeitsintensität als gering Qualifizierte oder Minijobber, die deutlich häufiger im Niedriglohnbereich beschäftigt sind.

Abstract

The political debate following the introduction of the minimum wage in the year 2015 considers potential increases in work intensity in the affected wage segments – among other negative consequences of the reform. This expectation is based not just on theory, but also on sporadic international evidence. Indeed, when the marginal value of work increases, employers have an incentive to recoup their increased costs by pushing for greater hourly productivity. In addition, it may be assumed that increased wages may also give an incentive for workers to increase their hourly output. Using the representative employee survey of the Socio-Economic Panel (SOEP) on self-reported changes in work intensity, the authors empirically examine the adjustments of this threshold. They show that an increase in labour intensity does not happen in the minimum wage segment, but rather in the higher wage segments. In addition, it is revealed that full-time employees and university graduates report more frequent and higher increases in their work intensity than the low-skilled or mini-jobbers, who are more often employed in the low-wage sector.

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