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WSI-Mitteilungen

Voswinkel, Stephan : Rückkehr in die Arbeit bei psychischen Erkrankungen. Herausforderungen für das Betriebliche Eingliederungsmanagement

Ausgabe 05/2019

WSI-Mitteilungen 5/2019, Seiten 343-350

Zusammenfassung

Der Anteil psychischer Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitszeiten und ihr Stellenwert in der betrieblichen Gesundheitspolitik wachsen. Der Beitrag analysiert auf der Basis einer qualitativen Untersuchung von Beschäftigten, die sich wegen psychischer Erkrankungen einer Therapie in psychosomatischen Kliniken unterzogen haben, und von Expertengesprächen mit Beteiligten des Betrieblichen Eingliederungsmanagements (BEM) Möglichkeiten und Probleme der Wiedereingliederung in die Arbeit. Als besondere Herausforderung gerade bei psychischen Erkrankungen erweist sich die Stigmatisierungsangst, die Betroffene von der Teilnahme am BEM oder von der offenen Thematisierung ihrer Belastungserfahrungen abhalten kann. Die jeweiligen Handlungslogiken der Akteure führen zu einer Individualisierungstendenz des BEM, die einerseits dem Einzelfall angemessenes Handeln ermöglicht, andererseits die Veränderung von psychischen Belastungen im Arbeitsbereich aus dem Blick geraten lässt. Das BEM kann aber auch als Instrument der Verhältnisprävention genutzt werden, wenn es mit anderen Institutionen der betrieblichen Gesundheitspolitik, insbesondere der Gefährdungsbeurteilung, verknüpft wird.

Abstract

Mental illnesses constitute an ever-growing share of factors relating to incapacity to work, and their importance in company health policy is increasing. The article analyses the possibilities and challenges of reintegration into work for those employees who had been diagnosed with mental disorders and had received treatment. It is based on a qualitative study of employees who had undergone therapy in psychosomatic clinics and of expert interviews with participants in Company Integration Management (BEM). It can be shown that a particular challenge, especially in the case of mental illnesses, is the fear of stigmatisation. It can hold back the affected individuals from participating in the BEM or from openly discussing their experiences of psychological burdens. The logics of actions of the different actors lead to a tendency to individualise BEM. On the one hand this enables appropriate action for each and every individual case, but on the other hand it implies that BEM loses sight of the psychological burden stemming from the general structure of the work situation itself. The BEM does, however, offer the potential to act as an instrument of situational prevention, if it is linked with other institutions of company health policy, especially risk assessment.

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