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WSI-Mitteilungen

Kohl, Heribert : Slowenien: Funktionierendes Flächentarifvertragssystem mit offener Zukunft

Ausgabe 07/2004

Slowenien erweist sich als prosperierendes Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Anteil am BIP im Vergleich mit den übrigen postsozialistischen EU-Mitgliedstaaten. Diese Entwicklung fußt auf einem flächendeckenden mehrstufigen Tarifvertragssystem mit vergleichsweise hoher ökonomischer und Verteilungseffizienz. Entgegen dem EU-weiten Mainstream einer Erosion der sektoralen Vertragskultur zeigen sich in diesem Land bisher stabile differenzierte Regelungsstrukturen, die jedoch stärkeren Belastungsproben ausgesetzt sind. Einzelne Problembereiche wie die Mindestlohnfrage, die Ablösung der Kammern aus ihrer bisher dominierenden Rolle sowie die tarifautonome Gestaltung der Vertragspolitik werden neben den grundlegenden ökonomischen Indikatoren näher beleuchtet. Angesichts des Widerspruchs zwischen Deregulierungstendenzen und dem noch dominanten tripartistischen Korporatismus sowie der von den Gewerkschaften jetzt angestrebten höheren Priorität des autonomen Sektoraldialogs bleibt die künftige Entwicklung dieses Mehrebenen-Modells offen.

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