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WSI-Mitteilungen

Ebert, Thomas : Welche Art von Sozialreform brauchen wir eigentlich?

Ausgabe 09/2004

Dass die wirtschaftliche Krise in Deutschland primär durch Senkung der so genannten Lohnnebenkosten und andere Sozialreformen überwunden werden kann, ist kaum zu erwarten. Trotzdem muss das soziale Sicherungssystem grundlegend reformiert werden, weil tief greifende gesellschaftliche Veränderungen die Akzeptanz für kollektive Solidarsysteme und die traditionelle Sozialpartnerschaft untergraben haben. Höhere Sozialbeiträge, die notwendig wären, um das heutige Leistungsniveau auch bei stark wachsender Alterslast aufrecht zu erhalten, lassen sich nicht mehr durchsetzen. Eine Gegenstrategie zur neoliberalen Reformagenda muss daher versuchen, konstruktiv auf die gewandelten Mentalitäten zu antworten. Risikovorsorge und bloß intertemporale Umverteilung sollten in größerem Umfang der privaten Vorsorge übertragen werden, so weit dadurch die soziale Ungleichheit nicht vergrößert oder das Sicherungsziel verfehlt wird. Im Gegenzug muss in den kollektiven Solidarsystemen das Element der interpersonellen Umverteilung wesentlich gestärkt werden.

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