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WSI-Mitteilungen

Truger, Achim / Mülhaupt, Bernd / Hein, Eckhard : WSI-Standortbericht 2003: Standort Deutschland - reif für radikale Reformen?

Ausgabe 06/2003

In der unter dem Stichwort "Schlusslicht Deutschland" geführten Standortdebatte dominiert fast ausnahmslos die Ansicht, verkrustete Arbeitsmärkte und leistungsfeindliche soziale Sicherungssysteme seien für die schlechte deutsche Beschäftigungs- und Wachstumsentwicklung verantwortlich. In einer radikalen Deregulierung des Arbeitsmarktes und tiefen Einschnitten in die sozialen Sicherungssysteme wird der einzige Ausweg aus der Krise gesehen. Der WSI-Standortbericht zeigt, dass diese Ansicht weder empirisch noch theoretisch auf einem soliden Fundament steht: Erstens liegt Deutschland im internationalen Institutionen-Vergleich nach den gängigen Kriterien der Deregulierer eher im Mittelfeld und hat sich ab der zweiten Hälfte der 1990er Jahre, seit der das systematische Zurückbleiben der deutschen ökonomischen Performance zu beobachten ist, keineswegs verschlechtert. Zweitens lässt sich empirisch weder mittels einfacher Korrelogramme noch mittels komplexerer ökonometrischer Verfahren ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Arbeitsmarktinstitutionen und Beschäftigung herstellen. Drittens schließlich vernachlässigen die Deregulierer die moderne arbeitsmarkttheoretische Debatte, in der gute Argumente dafür geliefert werden, dass regulierte und koordinierte Arbeitsmärkte sogar zu Beschäftigungsgewinnen führen können.

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