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WSI-Mitteilungen

Bontrup, Heinz-J. : Zu hohe Löhne und Lohnnebenkosten - Eine ökonomische Mär

Ausgabe 06/2004

Die Lohnnebenkostendebatte in Deutschland ist eine Phantomdiskussion. Die damit beabsichtigte Senkung der Löhne dient einer ideologisch intendierten Angebotsapologetik, die insgesamt auf eine Kürzung des Arbeitsentgeltes im Interesse des Kapitals setzt. Es soll zu einer Umverteilung von der Lohn- zur Gewinnquote kommen. Empirisch ist die echte Lohnnebenkostenquote seit Beginn der 80er Jahre weitgehend stabil. Auch der Anstieg des gesetzlichen Anteils innerhalb der Lohnnebenkosten ist als nicht dramatisch einzustufen. Außerdem sind die in Relation zum Direktentgelt gestiegenen Lohnnebenkosten in bezug auf die sich dahinter verbergenden Leistungen (Produktivitäten), ausgedrückt als Lohnstückkosten, in einem internationalen Vergleich weder zu hoch noch wettbewerbsgefährdend gestiegen. Wer wirtschaftspolitisch insgesamt auf eine Senkung der Arbeitskosten (Direktentgelt plus Lohnnebenkosten) setzt, sollte wissen, dass er damit zu einer nachhaltigen Schwächung der binnenwirtschaftlich dringend benötigten Nachfrage beiträgt. Anstatt zu einer Krisenbekämpfung kommt es zu einer Krisenverschärfung.

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