zurück

WSI GenderDatenPortal: Zeit: Erwerbsumfang nach Alter 2018

Grafiken, Analyse, Tabellen (pdf)

 

Der Umfang der Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern variiert in Deutschland stark mit dem Lebensalter. Im Vergleich der beiden Geschlechter zeigen sich dabei über alle Altersgruppen hinweg – ganz besonders aber für das mittlere Lebensalter – starke Unterschiede. 

Für die vorliegenden Analysen wurden nur Frauen und Männer in ausgeübter Erwerbstätigkeit berücksichtigt, also Personen, die in der Berichtswoche gearbeitet haben – inklusive aller Erwerbstätigen, die wegen Urlaub, Krankheit oder aus betrieblichen Gründen in der Berichtswoche nicht arbeiteten. (1) Hingegen wurden von den Analysen alle Erwerbstätigen ausgeschlossen, die in der Berichtswoche wegen Mutterschutz, Elternzeit, Altersteilzeit, oder aufgrund persönlicher oder familiärer Gründe nicht gearbeitet haben. Der Grund dafür ist, dass die zuletzt genannten Gruppen für beide Geschlechter sehr unterschiedlich ausfallen. 

Erwerbstätige Frauen arbeiten im Jahr 2018 je nach Alter in sehr unterschiedlichem Ausmaß in Vollzeit, in sozialversicherungspflichtiger Teilzeit oder in geringfügiger Beschäftigung:

  • Mehrheitlich in Vollzeit tätig sind erwerbstätige Frauen bis etwa Mitte 30. Von den Frauen im Alter zwischen Mitte 30 und Ende 40 arbeitet weniger als die Hälfte in Vollzeit. Erst in der Altersgruppe ab Ende 40 übt wieder etwas mehr als die Hälfte eine Vollzeittätigkeit aus.  
  • Einer Teilzeitbeschäftigung geht mehr als ein Fünftel aller erwerbstätigen Frauen zwischen dem 29. und 64. Lebensjahr nach. Von den Frauen ab Mitte 30 ist sogar mehr als ein Drittel in Teilzeit tätig. 
  • Ausschließlich in einem Minijob tätig sind 2018 im Durchschnitt 11 Prozent aller erwerbstätigen Frauen zwischen 19 und 64 Jahren. Ein deutlich höherer Anteil an Minijobberinnen findet sich unter jüngeren Frauen bis 24 Jahren sowie den Älteren ab 59 Jahren. Hierbei dürfte es sich überwiegend um Schülerinnen und Rentnerinnen handeln. 
  • Die Abbildung zeigt deutlich, dass die höheren Quoten an „ausgeübter“ Erwerbstätigkeit bei den Frauen zwischen dem 35. und 60. Lebensjahr Hand in Hand mit höheren Anteilen an Teilzeiterwerbstätigkeit einhergehen. 

Im Gegensatz zu den Frauen arbeiten erwerbstätige Männer aller Altersgruppen im Jahr 2018 in Deutschland mehrheitlich in Vollzeit:

  • In den Altersgruppen zwischen 31 und 60 Jahren arbeiten mehr als 90 Prozent der Männer Vollzeit. 
  • Bei den jüngeren Männern unter 31 Jahren und den älteren Männern ab 59 Jahren liegt der Anteil an Teilzeit und Minijobs bei 112 bis 25 Prozent. Damit spielt Teilzeitarbeit in diesen Altersgruppen keine unwichtige Rolle. 
  • Für Männer gilt, im Gegensatz zu dem, was für Frauen bereits dargelegt wurde, dass sie gerade in den Altersgruppen mit höheren Quoten an „ausgeübter“ Erwerbstätigkeit von über 80 Prozent (d.h. zwischen 27 und 56 Jahren) besonders selten in Teilzeit oder ausschließlich in einem Minijob tätig sind. 

Teilzeitarbeit hat damit für Frauen und Männer einen gegenläufigen Stellenwert über die verschiedenen Altersgruppen hinweg. Für die Erwerbstätigkeit von Männern in Deutschland gilt: Eine hohe Quote an „ausgeübter“ Erwerbstätigkeit geht jeweils mit einem geringen Anteil an Teilzeit einher. Der umgekehrte Zusammenhang zeigt sich für Frauen: Eine hohe Quote an „ausgeübter“ Erwerbstätigkeit ist bei Frauen jeweils mit einem hohen Anteil an Teilzeit verbunden. 

Die höheren Teilzeitquoten unter Frauen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass Mütter mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes zwar immer häufiger wieder erwerbstätig werden, (2) dabei aber überwiegend einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen – selbst dann, wenn ihre Kinder bereits das Jugendalter erreicht haben. (3) Der deutliche Zusammenhang zwischen Teilzeitbeschäftigung und Elternschaft von Frauen zeigt sich auch darin, dass diese Frauen im Durchschnitt mehr als dreimal so viel Zeit für Fürsorgearbeit (Kinderbetreuung und Angehörigenpflege) aufwenden als vollzeitbeschäftigte Männer. (4) Auch mit Hausarbeiten verbringen teilzeitbeschäftigte Frauen durchschnittlich 1,7-mal so viel Zeit wie Männer, die Vollzeit arbeiten. (5) Hauptgründe für eine Teilzeitbeschäftigung von Frauen in Deutschland sind damit also familiäre Betreuungs- und Pflegeaufgaben. Dies deckt sich mit den Selbstaussagen der Mütter, denn mehr als drei Viertel der teilzeitbeschäftigten Mütter begründen damit ihre Teilzeittätigkeit. (6) 

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den PDF-Dateien enthalten, die zum Download bereit stehen. 

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl, Julia Spitznagel


Literatur

Grünheid, Everlyn (2018): Teilzeitarbeit auf dem Vormarsch: Differenzierungen im Erwerbsverhalten von Frauen in Deutschland. In: Bevölkerungsforschung Aktuell, Analysen und Informationen aus dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 4/39, S. 2-13.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017a): Zeitaufwand für Fürsorgearbeit 2012/13. In: WSI GenderDatenPortal. 

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017b): Zeitaufwand für Hausarbeit 2012/13. In: WSI GenderDatenPortal. 

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (20118a): Erwerbstätigenquote nach Elternschaft und Alter des Kindes 2017. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (2018b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2017. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (2018c): Gründe für Teilzeittätigkeit 2017. In: WSI GenderDatenPortal.

Keller, Matthias / Kahle, Irene (2018): Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern und Väter. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, letzter Zugriff: 24.08.2020.

Knittel, Tilmann / Henkel, Melanie / Krämer, Lisa / Lopp, Rosalie / Schein, Corinna (2014): Dossier Müttererwerbstätigkeit. Erwerbstätigkeit, Erwerbsumfang und Erwerbsvolumen 2012, letzter Zugriff: 24.08.2020.

Statistisches Bundesamt (2019): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2018, Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 24.08.2020. 

Hobler, Dietmar / Lott, Yvonne / Pfahl, Svenja / Buschoff, Karin Schulze (2020): Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland, WSI-Report, 56/2020, letzter Zugriff: 24.08.2020. 
 

 


(1) Vgl. dazu die Definition von „ausgeübter Erwerbstätigkeit“ im Glossar. 

(2) Vgl. dazu: Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (2018a): Erwerbstätigenquote nach Elternschaft und Alter des Kindes 2017. 

(3) Vgl. dazu: Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (2018b): Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2017. Vgl. auch Keller, Matthias / Kahle, Irene (2018): Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern und Väter. Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, S. 71.

(4) Vgl. dazu: Hobler, Dietmar /Pfahl, Svenja (2017a): Zeitaufwand für Fürsorgearbeit 2012/13.

(5) Vgl. dazu: Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja (2017b): Zeitaufwand für Hausarbeit 2012/13.

(6) Vgl. dazu: Hobler, Dietmar / Pfahl, Svenja / Hentschel, Linda (2018c): Gründe für Teilzeittätigkeit 2017. Vgl. auch Grünheid, Everlyn (2018): Teilzeitarbeit auf dem Vormarsch: Differenzierungen im Erwerbsverhalten von Frauen in Deutschland, S. 2-13.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen