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WSI GenderDatenPortal: Zeit: Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2019

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Die Gründe für eine in Teilzeit ausgeübte Haupterwerbstätigkeit unterscheiden sich in Deutschland im Jahr 2019 grundlegend für Frauen und Männer:

  • Mit familiären Verpflichtungen (z.B. Betreuung von Kindern oder Pflege von Angehörigen) begründet fast jede zweite Frau ihre Teilzeitarbeit, aber nur jeder achte Mann.
  • Männer in Teilzeit geben hingegen sehr viel häufiger an, dass sie keine Vollzeittätigkeit finden konnten (16 Prozent). Dies ist nur für jede zwölfte Frau (8 Prozent) ausschlaggebender Grund für die eigene Teilzeitbeschäftigung.
  • Wegen einer Aus- oder Fortbildung ist ein Fünftel der Männer (21 Prozent), aber nur rund 5 Prozent der Frauen teilzeitbeschäftigt.
  • Eine Krankheit oder Unfallfolge ist nur für eine Minderheit der Frauen (3 Prozent) sowie eine kleine Gruppe der Männer (9 Prozent) Hauptgrund für die Teilzeittätigkeit.
  • Vier von zehn teilzeitbeschäftigten Männern (42 Prozent) und mehr als jede dritte teilzeitbeschäftigte Frau (36 Prozent) geben an, dass sie aus anderen Gründen Teilzeit arbeiten. (Diesen anderen Gründen können auch genuin berufliche Ursachen zugrunde liegen, z.B. eine vorübergehende oder betriebsbedingte Reduktion der Arbeitszeit, eine zweite Erwerbstätigkeit, die nebenbei in geringerem Umfang ausgeübt wird, wie etwa eine nebenberufliche Selbstständigkeit.)

Neben dem Geschlecht erweisen sich gerade (eigene) minderjährige Kinder als Einflussfaktor, warum Beschäftigte in Teilzeit und nicht in Vollzeit tätig sind. Mütter verweisen viel häufiger als alle anderen Gruppen auf ihre familiären Verpflichtungen, um die eigene Teilzeiterwerbstätigkeit zu erklären:

  • Mehr als drei Viertel der Mütter (78 Prozent) begründen ihre Teilzeitbeschäftigung mit Aufgaben in der familiären Betreuung. Dies gilt nur für fast jede vierte Frau (23 Prozent) ohne (minderjähriges) Kind im eigenen Haushalt.
  • Frauen ohne Kind/er arbeiten darüber hinaus auch häufiger deshalb Teilzeit, weil sie keine Vollzeittätigkeit finden können (11 Prozent), weil sei eine Aus- oder Fortbildung machen (8 Prozent), als Folge einer Krankheit oder eines Unfalls (5 Prozent) bzw. aus anderen Gründen (52 Prozent).

Auch Männer begründen ihre Teilzeittätigkeit unterschiedlich, je nachdem ob sie mit Kindern (unter 18 Jahren) zusammenleben oder nicht:

  • Ein Fünftel der Väter (20 Prozent) und fast jeder siebte Mann ohne Kinder (15 Prozent) arbeiten in Teilzeit, weil sie keine Vollzeittätigkeit finden konnten.
  • Bei den Vätern spielen familiäre Betreuungsaufgaben ebenfalls eine wichtigere Rolle: Jeder dritte teilzeitbeschäftigte Vater (34 Prozent) führt die reduzierte Arbeitszeit auf Betreuungs- oder Pflegeaufgaben zurück. Dies gilt nur für 6 Prozent der teilzeitbeschäftigten Männer ohne Kind/er.
  • Für Männer ohne Kind/er ergibt sich die Teilzeit hingegen sehr viel häufiger aus einer Aus- oder Weiterbildung (26 Prozent) oder eigener Krankheit (10 Prozent) bzw. aus anderen Gründen (44 Prozent).

Der Blick auf die in West- und Ostdeutschland genannten Begründungen offenbart zudem regionale Unterschiede:

  • Für Frauen aus Westdeutschland sind Aufgaben in der familiären Betreuung oder Pflege der absolut vorrangige Grund für Erwerbstätigkeit in Teilzeit (51 Prozent). Frauen aus Ostdeutschland nennen diesen Grund deutlich seltener (32 Prozent).
  • Jede fünfte Frau in Ostdeutschland (20 Prozent) gibt an, in Teilzeit tätig zu sein, weil sie keine Vollzeittätigkeit finden kann. Unter den Frauen in Westdeutschland ist dies nur für 6 Prozent der Hauptgrund für ihre Teilzeitbeschäftigung.
  • In Ostdeutschland begründet darüber hinaus auch ein Viertel der Väter die eigene Teilzeittätigkeit damit, keine Vollzeitstelle finden zu können. In Westdeutschland trifft dies auf weniger als ein Fünftel der Väter zu.
  • Westdeutsche Väter arbeiten häufiger Teilzeit, um familiäre Betreuungsaufgaben wahrzunehmen (37 Prozent) als Väter in Ostdeutschland (26 Prozent).

Fazit: Bei Frauen führen verstärkt familiale Gründe zur Teilzeitarbeit, bei Männern resultiert die Teilzeit häufiger aus dem Mangel an einer Vollzeitarbeit oder es handelt sich um Teilzeit auf Grund von Aus- und Fortbildung.

Zudem stellt Teilzeitarbeit für Frauen in Westdeutschland (insbesondere, wenn Kinder vorhanden sind) häufiger eine Dauerlösung im Erwerbsverlauf dar, während Frauen in Ostdeutschland Teilzeit eher als temporäre Arbeitszeitform (oft zwischen Vollzeitphasen) ausüben. (1) Insgesamt ist festzustellen, dass ein beachtlicher Teil der in Deutschland ausgeübten Teilzeitarbeit unfreiwillig und Ausdruck von Unterbeschäftigung ist. (2) Trotz der gesetzlichen Ansprüche von abhängig Beschäftigten nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz sind die Möglichkeiten zur Anpassung der Arbeitszeit im Lebensverlauf in Deutschland immer noch sehr begrenzt. (3)

Bearbeitung: Dietmar Hobler, Svenja Pfahl
 

Literatur

BMFSFJ (2013): Neue Wege – Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Erster Gleichstellungsbericht, 4. Auflage, Berlin, letzter Zugriff: 30.06.2021.

Keller, Matthias und Thomas Haustein (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2013, Seiten 733-753 in: Wirtschaft und Statistik 2014, Heft 12.

Klenner, Christina/Schmidt, Tanja (2010). Teilzeitarbeit im Lebensverlauf von abhängig beschäftigten Frauen. In: Klammer, Ute/ Motz, Markus, Neue Wege – Gleiche Chancen, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 253-311.

Statistisches Bundesamt (2020): Mikrozensus. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2019. Fachserie 1, Reihe 4.1, letzter Zugriff: 30.06.2021.

 


(1) Vgl. BMFSFJ (2013): Neue Wege – Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Erster Gleichstellungsbericht, S. 115.

(2) Vgl. Klenner, Christina/Schmidt, Tanja (2010): Teilzeitarbeit im Lebensverlauf von abhängig beschäftigten Frauen. In: Klammer, Ute/ Motz, Markus, Neue Wege – Gleiche Chancen.

(3) Vgl. BMFSFJ (2013): Neue Wege – Gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf. Erster Gleichstellungsbericht, S. 116.

 

 

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