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WSI GenderDatenPortal: Zeit: Teilzeitquoten nach Elternschaft und Alter des jüngsten Kindes 2021

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Grafiken, Analyse, Tabellen (pdf)

 

Im Jahr 2021 ist in Deutschland jede zweite aktiv erwerbstätige Frau (49 Prozent) in Teilzeit beschäftigt, aber nur jeder zehnte Mann (10 Prozent). Die Teilzeitquoten variieren stark mit der Elternschaft – wenn auch bei Frauen und Männern in unterschiedliche Richtungen:

  • Von den aktiv erwerbstätigen Frauen ohne (minderjährige) Kinder ist gut jede dritte Frau (36 Prozent) in Teilzeit tätig – bei den Müttern sind es hingegen mehr als zwei Drittel (68 Prozent).
  • Von den aktiv erwerbstätigen Männern ohne (minderjährige) Kinder sind 11 Prozent in Teilzeit tätig – bei den Vätern sind es hingegen nur rund 7 Prozent.

Elternschaft hat demnach für Frauen und Männer unterschiedliche Auswirkungen: Während die Teilzeitquote von Müttern fast doppelt so hoch ausfällt wie die von Frauen ohne Kinder, sind Väter sogar noch seltener teilzeitbeschäftigt als kinderlose Männer. (1)

Je nach Alter des jüngsten Kindes fällt die Teilzeitquote der Mütter dabei unterschiedlich hoch aus:

  • Fast drei Viertel der aktiv erwerbstätigen Mütter arbeiten Teilzeit, wenn ihr jüngstes Kind noch im Kindergarten- oder Grundschulalter ist. Mit zunehmendem Alter des jüngsten Kindes sinkt die Teilzeitquote unter den Müttern zwar leicht ab, verbleibt insgesamt aber auf einem hohen Niveau. Selbst wenn das jüngste Kind schon im Teenageralter ist (15–17 Jahre), sind fast zwei Drittel der aktiv erwerbstätigen Mütter teilzeitbeschäftigt.
  • Im Gegensatz dazu wirkt sich das Alter der Kinder kaum auf die ohnehin viel niedrigere Teilzeitquote von Vätern aus. Am höchsten liegen die Teilzeitquoten bei aktiv erwerbstätigen Vätern, deren jüngstes Kind unter 3 Jahre bzw. 6-9 Jahre alt ist (jeweils 8 Prozent).

Die Teilzeitquoten der aktiv erwerbstätigen Frauen und Männer weisen zudem ein starkes West-Ost-Gefälle auf (vgl. Grafiken 2 und 3):

  • In Westdeutschland arbeiten drei von vier aktiv erwerbstätigen Müttern in Teilzeit (73 Prozent). Frauen ohne (minderjährige) Kinder weisen dagegen nur eine halb so hohe Teilzeitquote auf (36 Prozent).
  • In Ostdeutschland ist nur jede zweite aktiv erwerbstätige Mutter teilzeitbeschäftigt (48 Prozent), jedoch ebenfalls rund jede dritte Frau ohne (minderjährige) Kinder (34 Prozent). Das Vorhandensein von Kindern wirkt sich damit für Frauen in Westdeutschland stärker senkend auf den Arbeitszeitumfang aus als in Ostdeutschland. (2) (3)
  • Für Männer zeigt sich im Ost-West-Vergleich: Ihre Teilzeitquote fällt in Ostdeutschland insgesamt höher aus als in Westdeutschland (für alle Männer mit/ohne Kinder).

Ursächlich für den hohen Anteil an Teilzeitarbeit unter aktiv erwerbstätigen Frauen (und vor allem Müttern) ist die nach wie vor geschlechterspezifische Arbeitsteilung in den Familien. Frauen leisten den Großteil der unbezahlten familiären Betreuungstätigkeiten und stehen dem Arbeitsmarkt daher zeitlich begrenzter als Männer zur Verfügung. (4) Aber auch entsprechende institutionelle Anreize für Paare (wie Minijobs, beitragsfreie Mitversicherung in der gesetzlichen Krankenversicherung, Ehegattensplitting etc.) geben starke finanzielle Anreize für eine Teilzeitarbeit von Frauen. (5)

Der Zeitvergleich für die Jahre 2008, 2014 und 2021 zeigt, dass sich die Teilzeitquoten von Eltern in Deutschland insgesamt nur wenig geändert haben (vgl. Tabellen):

  • Im Jahr 2021 (68 Prozent) liegt die Teilzeitquote der aktiv erwerbstätigen Mütter in Deutschland auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2008 (69 Prozent). Dies gilt so in Westdeutschland (2008: 74 Prozent; 2021: 73 Prozent) und auch in Ostdeutschland hat die Teilzeitquote der aktiv erwerbstätigen Mütter nur minimal zugenommen (2008: 46 Prozent, 2021: 48 Prozent).
  • Stark angestiegen sind in Deutschland zwischen 2008 und 2021 jedoch die Teilzeitquoten von Frauen mit Kleinkindern unter 3 Jahren (plus 9 Prozentpunkte), bedingt durch einen früheren Wiedereinstieg von Müttern in den Beruf nach der Geburt – und dies dann häufiger in Teilzeit. Dieser Anstieg verlief in Ostdeutschland etwas schwächer (7 Prozentpunkte) als in Westdeutschland (10 Prozentpunkte).
  • Die Teilzeitquoten der Väter sind – unabhängig vom Alter des jüngsten Kindes – zwischen 2008 und 2021 minimal angestiegen (um 1 bis 2 Prozentpunkte). Dies gilt für Väter in West- wie auch in Ostdeutschland.

Aktuelle Analysen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie weisen darauf hin, dass Frauen stärker von Arbeitszeitreduktionen betroffen waren bzw. sind als Männer: Auslöser hierfür ist (neben andere Faktoren) vor allem die zeitlich umfänglichere Betreuung von Kindern und/oder das Homeschooling im eigenen Haushalt, auf Grund des Wegbrechens institutioneller Betreuungsangebote. (6) Der pandemiebedingt vergrößerte Abstand der Erwerbsarbeitszeiten zwischen Frauen und Männern hatte sich bis 2022 noch nicht wieder auf das Vor-Corona-Maß verringert: Unter Eltern von betreuungsbedürftigen Kindern geben im Frühjahr 2022 Frauen (19 Prozent) deutlich häufiger als Männer (6 Prozent) an, ihre Arbeitszeit aufgrund von Kinderbetreuung verringert zu haben. (7) Im schlimmsten Fall könnte sich hier „ungewünschte Teilzeit“ von Müttern über die Corona-Pandemie hinaus verstetigen. (8)

Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.

Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Maike Wittmann


Literatur

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2022): Familienleben und Familienpolitik in Ost- und Westdeutschland. Monitor Familienforschung, Beiträge aus Forschung, Statistik und Familienpolitik Ausgabe 44, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Schubert, Lisa (2021): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2019. In: WSI GenderDatenPortal.

Hobler, Dietmar/Lott, Yvonne/Pfahl, Svenja/Schulze Buschoff, Karin (2020): Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern in Deutschland. WSI Report Nr. 56, Februar 2020, letzter Zugriff: 25.04.2023

Hobler, Dietmar/Klenner, Christina/Pfahl, Svenja/Sopp, Peter/Wagner, Alexandra (2017): Wer leistet unbezahlte Arbeit? Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege im Geschlechtervergleich, WSI Report Nr. 35.

Keller, Matthias/Kahle, Irene (2018): Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In: WISTA – Wirtschaft und Statistik, Heft 3, S. 54–71.

Keller, Matthias/Haustein, Thomas (2014): Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ergebnisse des Mikrozensus 2013. In: Wirtschaft und Statistik, Heft 12, S. 733–753, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Kohlrausch, Bettina/Hövermann, Andreas (2022): Der Vertrauensverlust der Mütter in der Pandemie. Befunde eines repräsentativen Bevölkerungspanels, WSI Report Nr. 73, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Kümmerling, Angelika/Postels, Dominik/Slomka, Christine (2015): Arbeitszeiten von Männern und Frauen – alles wie gehabt? Analysen zur Erwerbsbeteiligung in Ost- und Westdeutschland. In: IAQ Report Nr. 02/2015, Universität Duisburg-Essen, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Wittmann, Maike (2023): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2021. In: WSI GenderDatenPortal.

Statistisches Bundesamt (2022a): Betreuungsquoten der Kinder unter 6 Jahren in Kindertagesbetreuung am 01.03.2022 nach Ländern, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Statistisches Bundesamt (2022b): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Erwerbsbeteiligung der Bevölkerung. Ergebnisse des Mikrozensus zum Arbeitsmarkt 2020 (Endgültige Ergebnisse), Fachserie 1 Reihe 4.1., letzter Zugriff: 25.04.2023.

Statistisches Bundesamt (2020): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Stand und Entwicklung der Erwerbstätigkeit in Deutschland 2019. Fachserie 1 Reihe 4.1, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Statistisches Bundesamt (2012): Methodeninformation. Mikrozensus und Arbeitskräfteerhebung: Ergebnisse zur Erwerbstätigkeit ab dem Jahr 2011, letzter Zugriff: 25.04.2023.

Wanger, Susanne (2020): Entwicklung von Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen nach Geschlecht. Ergebnisse der IAB-Arbeitszeitrechnung nach Alter und Geschlecht (AZR AG) für die Jahre 1991–2019. IAB-Forschungsbericht 16/2020, letzter Zugriff: 25.04.2023.

WSI in der Hans Böckler Stiftung (2020, 29. Dezember): Neue Ergebnisse der Böckler-Erwerbspersonenbefragung. Corona und Arbeitszeit: Lücke zwischen den Geschlechtern bleibt – Frauen erhalten seltener Aufstockung bei Kurzarbeit (Pressemitteilung), letzter Zugriff: 25.04.2023.

Zucco, Aline/Lott, Yvonne (2021): Stand der Gleichstellung – Ein Jahr mit Corona, WSI Report Nr. 64, März 2021, letzter Zugriff: 25.04.2023.

 


(1) Vgl. Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Schubert, Lisa (2021): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2019 und Keller, Matthias/Kahle, Irene (2018): Realisierte Erwerbstätigkeit von Müttern und Vätern zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, S. 54–71.

(2) In Westdeutschland wirkt sich die Lebensphase weitaus stärker auf die Arbeitszeit von Frauen aus als ihre berufliche Qualifikation, die Betriebsgröße oder der Wirtschaftssektor. In Ostdeutschland, wo Mütter deutlich seltener in Teilzeit arbeiten, spielen hingegen betriebliche Faktoren und individuelle Qualifikationen eine größere Rolle als die Einflussfaktoren des Lebensphasenkonzeptes. Vgl. Kümmerling, Angelika/Postels, Dominik/Slomka, Christine (2015): Arbeitszeiten von Männern und Frauen – alles wie gehabt? Analysen zur Erwerbsbeteiligung in Ost- und Westdeutschland. In: IAQ Report Nr. 02/2015, S. 7.

(3) Regionale Unterschiede zwischen Frauen in West- und Ostdeutschland werden auf das nachwirkende Frauenbild aus DDR-Zeiten zurückgeführt. Erklärtes Ziel von Frauen-/Familienpolitiken in der DDR war die vollständige Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt – Mutterschaft wurde deshalb in der Regel mit Vollzeittätigkeit kombiniert (vgl. BMFSFJ (2022): Familienleben und Familienpolitik in Ost- und Westdeutschland, S. 11f.) Hinzu kommt eine bessere institutionelle Lage bei der Kleinkindbetreuung in Ostdeutschland. Vgl. Statistisches Bundesamt (2022a): Betreuungsquoten der Kinder unter 6 Jahren in Kindertagesbetreuung am 01.03.2022 nach Ländern.

(4) Vgl. Hobler, Dietmar/Klenner, Christina/Pfahl, Svenja/Sopp, Peter/Wagner, Alexandra (2017): Wer leistet unbezahlte Arbeit? Hausarbeit, Kindererziehung und Pflege im Geschlechtervergleich, WSI Report Nr. 35.

(5) Vgl. Wanger, Susanne (2020): Entwicklung von Erwerbstätigkeit, Arbeitszeit und Arbeitsvolumen nach Geschlecht. IAB-Forschungsbericht 16/2020, S. 29ff.

(6) Vgl. Kohlrausch, Bettina/Hövermann, Andreas (2022): Der Vertrauensverlust der Mütter in der Pandemie. WSI Report Nr. 73, S. 5ff. sowie WSI in der Hans Böckler Stiftung (2020, 29. Dezember): Neue Ergebnisse der Böckler-Erwerbspersonenbefragung. Corona und Arbeitszeit: Lücke zwischen den Geschlechtern bleibt – Frauen erhalten seltener Aufstockung bei Kurzarbeit (Pressemitteilung).

(7) Vgl. Kohlrausch, Bettina/Hövermann, Andreas (2022): Der Vertrauensverlust der Mütter in der Pandemie. WSI Report Nr. 73, S. 5.

(8) Vgl. Zucco, Aline/Lott, Yvonne (2021): Stand der Gleichstellung – Ein Jahr mit Corona, WSI Report Nr. 64, S. 22f.

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