Gerlinger, Thomas : Das Politikfeld „Gesundheit“ in der sozial-ökologischen Transformation
DOI: 10.5771/0342-300X-2025-5-354
Seiten 354-362
Zusammenfassung
Gesundheitssystem und Gesundheitspolitik stehen in einem engen wechselseitigen Zusammenhang zur globalen Umweltkrise. Gesundheits- und Krankenversorgung sind in erheblichem Umfang am Verbrauch natürlicher Ressourcen und am Ausstoß von Treibhausgasen beteiligt. Ungesunde Lebensweisen wie Über- und Fehlernährung sowie Bewegungsmangel und Luftverschmutzung infolge übermäßiger Inanspruchnahme motorisierter Verkehrsmittel tragen zur Verbreitung chronischer Erkrankungen bei und verstärken den Klimawandel. Zugleich führen gesundheitliche Belastungen aus der Umwelt und die gesundheitlichen Folgen moderner Lebensstile zu einer erhöhten Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Personen mit niedrigem sozialökonomischem Status sind im Allgemeinen stärker von derartigen umwelt- und verhaltensbezogenen Risiken betroffen. Die Verringerung sozialer Ungleichheit, eine gesündere Lebensweise vor allem in den Bereichen Ernährung und Bewegung sowie Maßnahmen gegen Umweltzerstörung und Klimawandel können wechselseitige Co-Benefits für Umwelt und Gesundheit erzeugen. Insbesondere Partikularinteressen beteiligter Akteure und ein großer Koordinierungsbedarf stellen aber hohe Implementationshürden dar.
Schlagworte: Gesundheitssystem, Klimawandel, Krankenversorgung, Prävention, Umweltkrise
Abstract
The healthcare system and healthcare policy are closely linked to the global environmental crisis. Health services are significantly involved in the consumption of natural resources and the emission of greenhouse gases. Unhealthy lifestyles such as overeating and malnutrition, as well as lack of exercise and air pollution due to excessive use of motorised transport contribute to the spread of chronic diseases and exacerbate climate change. At the same time, health burdens from the environment and the health consequences of modern lifestyles lead to increased utilisation of health services. People of low socio-economic status are generally more affected by such environmental and behavioural risks. The reduction of social inequality, a healthier lifestyle, especially in the areas of nutrition and exercise, as well as measures to combat environmental degradation and climate change can generate mutual co-benefits for the environment and health. However, the particular interests of the stakeholders involved and a great need for coordination present major obstacles to implementation.