WSI GenderDatenPortal: Zeit: Abhängig beschäftigte Frauen nach Arbeitszeitgruppen 1991–2023
Grafiken, Analyse, Tabellen (pdf)
Im Jahr 2023 arbeitet in Deutschland nur ein gutes Drittel der abhängig beschäftigten Frauen (38 Prozent) zwischen 36 und 40 Wochenstunden, was in etwa dem Umfang einer normalen Vollzeitarbeit entspricht (Grafik 1). Die große Mehrheit der Frauen ist stattdessen in Teilzeit tätig und hat eine Wochenarbeitszeit zwischen 1 und 31 Stunden (46 Prozent) bzw. arbeitet im Bereich einer vollzeitnahen Teilzeit mit 32 bis 35 Wochenstunden (9 Prozent). (1) Nur ein sehr kleiner Anteil der abhängig beschäftigten Frauen arbeitet dagegen länger als 40 Wochenstunden (8 Prozent) (vgl. Tabelle 1). Im Gegensatz hierzu dominiert bei Männern – und dies über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg – die Vollzeitbeschäftigung mit 36 und mehr Wochenstunden. (2)
Die Wochenarbeitszeiten von abhängig beschäftigten Frauen haben sich innerhalb des Beobachtungszeitraums (1991 bis 2023) stark verändert. Die Bedeutung von Vollzeitarbeit mit 36 bis 40 Wochenstunden hat in diesen drei Jahrzehnten für Frauen deutlich abgenommen, während insbesondere der Anteil an Frauen in Teilzeit mit einer Wochenarbeitszeit zwischen 1 und 35 Stunden stark angestiegen ist. (3)
Zwischen den einzelnen Arbeitszeitgruppen zeichnen sich deutliche Verschiebungen ab:
- Besonders stark zurückgegangen ist der Anteil an Frauen mit einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 36 bis 39 Wochenstunden. Traf diese Wochenarbeitszeit 1991 noch jede dritte Frau zu, so gilt dies 2023 nur noch für jede sechste Frau. Diese Arbeitszeitgruppe ist damit die „große Verliererin“ bei den Frauen. (4)
- Auch der Anteil an vollzeitbeschäftigten Frauen mit 40 Wochenstunden fällt 2023 kleiner aus als 1990 (1990: 27 Prozent; 2023: 22 Prozent). Dafür ist vor allem ein Rückgang in den 1990er und frühen 2000er Jahren verantwortlich.
- Der Anteil der Frauen mit langen und überlangen Arbeitszeiten jenseits der 40 Wochenstunden ist – nach anfänglicher Abnahme – seit 2005 kontinuierlich leicht anwachsend.
- Dagegen hat sich zwischen 1991 und 2023 der Anteil der Frauen mit sehr kurzen Arbeitszeiten unterhalb von 15 Wochenstunden insgesamt verdoppelt: Von 6 Prozent (1991) auf gut 12 Prozent (2023). Der Anteil stagniert seit 2017 auf diesem Level.
- Ebenso zugenommen hat für Frauen der Anteil an kurzer und substantieller Teilzeitarbeit, d.h. mit 15 bis 31 Wochenstunden. Im Jahr 1991 traf dies auf weniger als ein Viertel der Frauen zu, bis 2023 ist der Anteil auf ein Drittel angewachsen. Dabei hat insbesondere die Teilzeitarbeit zwischen 21 und 31 Wochenstunden innerhalb des Beobachtungszeitraums deutlich zugenommen. (5)
- Und schließlich hat auch die vollzeitnahe Teilzeit deutlich an Bedeutung gewonnen, wenn auch auf niedrigem Niveau. Der Anteil der Frauen mit 32 bis 35 Wochenstunden hat sich immerhin von 3 Prozent (1991) auf 9 Prozent (2023) verdreifacht.
Im regionalen Vergleich zeigen sich einige Besonderheiten für Ostdeutschland, während die Entwicklungen in Westdeutschland weitgehend denen von Gesamtdeutschland entsprechen:
- Frauen in Ostdeutschland arbeiten rund anderthalb Mal häufiger in Vollzeit mit einer 40-Stunden-Woche als Frauen in Westdeutschland. Im Jahr 2023 trifft dies auf mehr als ein Drittel der ostdeutschen Frauen (31 Prozent) zu, aber nur auf 20 Prozent der Frauen in Westdeutschland.
- Frauen in Ostdeutschland arbeiten zugleich deutlich seltener in kleinen Teilzeitarbeitsverhältnissen: Während 2023 in Westdeutschland rund jede vierte Frau maximal 20 Stunden pro Woche arbeitet (27 Prozent), trifft dies nur auf jede achte Frau in Ostdeutschland zu (13 Prozent).
Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten: Die Beschäftigung von Frauen hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem im Bereich der substantiellen Teilzeit (21 bis 31 Wochenstunden) als auch der vollzeitnahen Teilzeit (32 bis 35 Stunden) überproportional ausgedehnt. Hierin spiegelt sich der Wunsch und die Notwendigkeit von Frauen wider, Familie und Erwerbsarbeit besser – als etwa mit Vollzeitarbeit – vereinbaren zu können. Familiäre Verpflichtungen, wie die Betreuung von Kindern oder die Pflege von Angehörigen, sind für drei Viertel aller teilzeitbeschäftigten Frauen mit Kindern der ursächliche Grund dafür, dass sie in Teilzeit tätig sind. (6) Auch andere wissenschaftliche Studien – auf Grundlage anderer Daten – beschreiben ebenfalls einen solchen Trend hin zur längeren Teilzeitarbeit bei Frauen. (7) Dazu passt, dass zwei Drittel der vollzeitbeschäftigten Frauen (aber auch mehr als die Hälfte der vollzeitbeschäftigten Männer) einen Wunsch nach einer erheblichen Verkürzung ihrer aktuellen Wochenarbeitszeit formulieren. (8)
Zugleich spiegeln sich in der Entwicklung der Arbeitszeitgruppen auch die betrieblich gesetzten Rahmenbedingungen wider, nach denen Teilzeitarbeit als Wahlmöglichkeit vor allem für Frauen in mittleren Positionen von Facharbeit unterstützt wird. Dagegen existieren am oberen als auch am unteren Ende betrieblicher Hierarchie durchaus Barrieren gegenüber Teilzeit – und zwar nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. Vor allem im Bereich von weiblich dominierten Arbeitstätigkeiten bzw. Branchen antizipieren und verwirklichen Betriebe – nicht zuletzt auf Grund von Geschlechterstereotypen – von vornherein einen höheren Bedarf an Teilzeitmöglichkeiten. (9)
In diesem Kontext ist zu bedenken, dass längere Teilzeitphasen Risiken bergen und sich negativ auf den weiteren Erwerbs- und Lebensverlauf von Frauen auswirken. Demnach gelingt es Frauen oftmals nach einer Lebensphase mit Teilzeitarbeit und vermehrter Fürsorgearbeit nicht, anschließend auch wieder in Vollzeit zurückzukehren: „Frauen reduzieren ihre Erwerbsarbeitszeit in der Phase der Familiengründung, steigern sie aber mit zunehmendem Alter der Kinder nicht mehr auf das Niveau vor der Familienphase.“ (10) Infolgedessen liegen die tatsächlichen Wochenarbeitszeiten von Frauen in Deutschland mit schulpflichtigen Kindern im Alter von 8 bzw. 12 Jahren in der Praxis jeweils mindestens 8 Stunden unterhalb dessen, was in der Bevölkerung eigentlich als ideale Arbeitszeit für Mütter mit Kindern dieses Alters angesehen wird. (11)
Vor dem Hintergrund dieser Befunde erscheint die stark gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen in einem neuen Licht: Zwischen 1991 und 2023 stieg die Erwerbstätigenquote der Frauen von 57 auf 74 Prozent stark an. (12) Dieser Anstieg ist für alle Altersgruppen ab 25 Jahren festzustellen. (13) Trotz der stark gestiegenen Anzahl erwerbstätiger Frauen in Deutschland hat das durchschnittliche Arbeitsvolumen aller Frauen aber nur leicht zugenommen, da die steigende Anzahl an erwerbstätigen Frauen vor allem auf eine Zunahme an Teilzeitbeschäftigung zurückzuführen ist. (14)
Weitere Informationen (Definitionen wichtiger Begriffe und methodische Anmerkungen zur Datengrundlage) sind in den Pdf-Dateien enthalten, die zum Download bereitstehen.
Bearbeitung: Svenja Pfahl, Eugen Unrau, Anika Lindhorn
Literatur
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Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Rauschnick, Laura (2016): Arbeitszeit. Quantitative Ergebnisse für Deutschland Expertise. Düsseldorf/Berlin: Kommission „Zukunft der Arbeit“.
Klenner, Christina/Lott, Yvonne (2016): Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf. Bedingungen und Barrieren ihrer Nutzung im Betrieb. Kurzfassung der Ergebnisse, Working Paper Nr. 203. Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, letzter Zugriff: 06.08.2025.
Kümmerling, Angelika (2024): Arbeitszeiten zwischen Wunsch, Befürchtungen und Wirklichkeit: Ein IAQ-Arbeitszeitmonitor. IAQ-Report Nr. 2024-05. Duisburg/Essen: Universität Duisburg-Essen, Institut Arbeit und Qualifikation, letzter Zugriff: 06.08.2025.
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Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2025b): Gewünschte Wochenarbeitszeiten abhängig Beschäftigter (2015-2023). In: WSI GenderDatenPortal.
Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2022. In: WSI GenderDatenPortal.
Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025a): Abhängig beschäftigte Männer nach Arbeitszeitgruppen 1991–2023. In: WSI GenderDatenPortal.
Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025b): Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten 1991 – 2023. In: WSI GenderDatenPortal.
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Schmidt, Tanja et al. (2020): Verlaufsmuster tatsächlicher und gewünschter Arbeitszeiten im Lebensverlauf. Persistenzen und Wandel von Arbeitszeitdiskrepanzen. Working Paper Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 173, letzter Zugriff: 06.08.2025.
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(1) Diese hier vorgenommene Abgrenzung – Teilzeitarbeit bis 35 Wochenstunden, Vollzeitarbeit ab 36 Wochenstunden – ist notgedrungen den vom Statistischen Bundesamt vorgegebenen Arbeitszeitgruppen geschuldet.
(2) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025a): Abhängig beschäftigte Männer nach Arbeitszeitgruppen 1991 – 2023. In: WSI GenderDatenPortal.
(3) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025c): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991–2023. In: WSI GenderDatenPortal.
(4) Auch für Männer ist ein besonders starker Rückgang für die Arbeitszeitgruppe mit 36 bis 39 Wochenstunden festzustellen. Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025a): Abhängig beschäftigte Männer nach Arbeitszeitgruppen 1991 – 2023. In: WSI GenderDatenPortal.
(5) Die Abgrenzung dieser Arbeitszeitgruppen wurde Ende der 1990er Jahre angepasst. Bis 1998 umfasst diese Gruppe alle Wochenarbeitszeiten von 21 bis 30 Stunden, ab dem Jahr 1999 wurde sie auf bis zu 31 Stunden erweitert (siehe auch methodische Anmerkungen). Im direkten Vergleich der Jahre 1998 und 1999 hat sich der relative Anteil dieser Arbeitszeitgruppe dadurch jedoch kaum verändert.
(6) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2024): Gründe für Teilzeittätigkeit nach Elternschaft 2022. In: WSI GenderDatenPortal.
(7) Vgl. Kümmerling, Angelika (2024): Arbeitszeiten zwischen Wunsch, Befürchtungen und Wirklichkeit: Ein IAQ-Arbeitszeitmonitor, S. 8ff.
(8) Dies ergibt sich aus der Abeitszeitbefragung 2023 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2025b): Gewünschte Wochenarbeitszeiten abhängig Beschäftigter (2015-2023). In: WSI GenderDatenPortal.
(9) Vgl. Klenner, Christina/Lott, Yvonne (2016): Arbeitszeitoptionen im Lebensverlauf. Bedingungen und Barrieren ihrer Nutzung im Betrieb. Kurzfassung der Ergebnisse, Working Paper der Hans-Böckler-Stiftung, Nr. 203, S. 7 und S. 11ff.
(10) Vgl. Wrohlich, Katherina (2024): Erwerbsbeteiligung von Frauen. Ursachen des hohen Teilzeitanteils und politische Handlungsoptionen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 22+23/74, S. 34.
(11) Vgl. Bujard, Martin/Kleinschrot, Leonie (2024): Wie viel sollten Mütter und Väter arbeiten? Idealvorstellungen variieren in und nach der Rushhour des Lebens. In: Bevölkerungsforschung Aktuell Nr. 01/2024, S. 8.
(12) Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025b): Erwerbstätigenquoten und Erwerbsquoten 1991 – 2023. In: WSI GenderDatenPortal.
(13) Dabei gilt: Der Anstieg der Erwerbstätigenquote fällt mit zunehmendem Alter höher aus. Vgl. Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen (2025a): Erwerbsumfang nach Alter 2023. In: WSI GenderDatenPortal.
(14) Vgl. Hobler, Dietmar/Pfahl, Svenja/Rauschnick, Laura (2016): Arbeitszeit. Quantitative Ergebnisse für Deutschland. Expertise für die Kommission „Zukunft der Arbeit“, S. 33ff. Vgl. dazu auch: Pfahl, Svenja/Unrau, Eugen/Lindhorn, Anika (2025c): Teilzeitquoten der abhängig Beschäftigten 1991-2023. In: WSI GenderDatenPortal.