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Systemrelevant Folge 254 Hövermann Kohlrausch AfD Podcasts

: Warum ist die AfD so erfolgreich?

Wie hat es die AfD geschafft, ihr Ergebnis bei der letzten Bundestagswahl bei den Zweitstimmen zu verdoppeln? Was dagegen tun – und was nicht? Das hat das WSI in einer aktuellen Studie untersucht. Bettina Kohlrausch und Andreas Hövermann sprechen darüber in einer neuen Folge.

[04.08.2025]

Die AfD konnte bei der Bundestagswahl 2025 ihr Zweitstimmenergebnis verdoppeln und erreichte über 10 Millionen Wähler*innen. Die Partei hat ihre Wählerschaft sowohl gefestigt als auch neue Gruppen erschlossen.

Laut der Analysen von Kohlrausch und Hövermann handelt es sich um keine reine Protestwahl. Während Unzufriedenheit und Misstrauen gegenüber anderen Parteien eine Rolle spielen, gibt es auch eine hohe ideologische Übereinstimmung zwischen der AfD und ihren Wähler*innen. Laut Hövermann spricht der Politologe Kai Arzheimer von einem „ideologisch motivierten Protest“.

Die AfD konnte zuletzt besonders bei Frauen Wählerinnen hinzugewinnen. Zudem hat sie viele Nichtwähler von 2021 mobilisiert und Wähler von Union, SPD und FDP abgeworben. Auch Westdeutsche und Menschen in der Altersgruppe von 56-65 Jahren sind vermehrt hinzugekommen.

Die AfD hat es geschafft, die Unsicherheit und Sorgen der Menschen, die durch Krisen entstehen, zu nutzen und zu verstärken. Sie positioniert sich als einzige Partei, die eine glaubwürdige Alternative zum politischen Establishment bietet. Viele Wähler verbinden mit der AfD eine Hoffnung auf politischen Wandel.

Die Übernahme von AfD-Positionen, insbesondere in der Migrationspolitik, durch demokratische Parteien hat laut den Experten dem Original genutzt. Dies führte nicht zu Stimmengewinnen für diese Parteien, sondern hat die extrem rechten Positionen legitimiert und aufgewertet. In den Umfragedaten wurde eine allgemeine „Eintrübung“ der Einstellung gegenüber Geflüchteten in der Gesamtbevölkerung festgestellt.

Die Experten betonen, dass es wichtig ist, die tiefer liegenden Ursachen der Wut und Verbitterung zu bekämpfen. Dazu gehören Verunsicherung, Ohnmachtsgefühle und die Angst vor Statusverlust. Dies sind die „echten Probleme“, die die Politik angehen muss. Für Ostdeutschland könnte die Angst vor einem erneuten wirtschaftlichen Abbruch wie nach der Wende eine Rolle spielen.

Umso dringender sei der Bedarf nach hoffnungsstiftenden, positiven Zukunftsbildern. Etwa das Signal eines Aufbruchs für eine positive Zukunftsvision durch die notwendigen Investitionen in die soziale Infrastruktur.

Es müsse darum gehen, den Menschen echte Alternativen statt Sündenböcke anzubieten. Durchaus auch indem Emotionen angesprochen werden: „Empörung über reale Ungerechtigkeiten“ ist berechtigt. Allerdings muss unbedingt eine klare Abgrenzung zur „diffamierenden, radikalen Emotionskultur“ der extremen Rechten erfolgen, um die Demokratie wieder zu stärken.

Und die Zeit drängt. Auswertungen anderer Studien nach Wahlkreisen, die zeigen, wo die AfD besonders stark hinzugewonnen hat, verdeutlichen, dass die AfD dort besonders gut neue Anhänger*innen erreicht hat, wo sie ohnehin schon stark vertreten war. „Wo man also Nachbarn, Kollegen und Kolleginnen oder Bekannten im Sportverein begegnet, die die AfD wählen, und wo vermutlich auch beispielsweise weniger Anstoß daran genommen wird, wenn die Straßen mit AfD-Wahlplakaten gesäumt sind.“ Also dort, wo „die Normalisierung der AfD und die rechte Hegemonie“ besonders weit fortgeschritten sind.

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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