Fischer, Andreas : Der Wandel betrieblicher Mitbestimmungspraxis in Ostdeutschland. Typische Verlaufsmuster und zentrale Einflussfaktoren
DOI: 10.5771/0342-300X-2025-4-245
Seiten 245-252
Zusammenfassung
Die Studie untersucht typische Wandlungsmuster betrieblicher Mitbestimmungspraxis in Ostdeutschland seit den frühen 1990er Jahren. Basierend auf einer qualitativen Panelstudie rekonstruiert, analysiert und beschreibt sie detailliert die vier Wandlungsmuster der „Konsolidierung“, „Wiederherstellung“, „graduellen Transformation“ und des „krisenhaften Wandels“. Dabei erweisen sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Eigentümerstrukturen, Privatisierungsprozesse und damit verknüpfte historische Transformationserfahrungen als zentrale Einflussfaktoren für die langfristige Entwicklung der betrieblichen Mitbestimmung. Ambivalent gestaltet sich die Rolle gewerkschaftlicher Strategien, die nur unter spezifischen betrieblichen Bedingungen eine Revitalisierung der Mitbestimmungspraxis bewirken. Die Studie trägt zur Schließung einer Lücke der Mitbestimmungsforschung bei, indem sie historische und gegenwärtige Entwicklungen verknüpft, empirisch im Längsschnitt Dynamiken der Mitbestimmung rekonstruiert und differenzierte Einblicke in die spezifischen Herausforderungen ostdeutscher Mitbestimmungspraxis liefert.
Schlagworte: Betriebliche Mitbestimmung, Industrie, Ostdeutschland, Wandel, Qualitative Panelstudie
Abstract
The study examines typical patterns of change in co-determination practices in East Germany since the early 1990s. Based on a qualitative panel study, it reconstructs, analyses and describes in detail the four transformation patterns of “consolidation”, “restoration”, “gradual transformation” and “crisis-induced change”. Economic conditions, ownership structures, privatisation processes and the related historical experiences of transformation prove to be key factors influencing the long-term development of co-determination in companies. The role of trade union strategies is ambivalent, as they only lead to a revitalisation of co-determination practices under specific conditions. The study contributes to closing a gap in co-determination research by linking historical and current developments, empirically reconstructing co-determination dynamics in a longitudinal analysis and providing differentiated insights into the specific challenges of East German co-determination practice.