Heil, Barbara / Kuhlmann, Martin : „Die da oben, wir hier unten“ – Arbeits- und Betriebsverständnis von Industriearbeitern
WSI-Mitteilungen 7/2016, Seiten 521–529
Zusammenfassung
Das Arbeits- und Betriebsverständnis von Industriearbeitern war seit den 1950er Jahren ein zentraler Forschungsgegenstand der Arbeits- und Industriesoziologie. Hingewiesen wurde auf Merkmale wie ein spezifisches Leistungsbewusstsein und Produzentenstolz, Vorstellungen einer betrieblichen und gesellschaftlichen Dichotomie sowie die Bedeutung kollektiver Formen der Interessenvertretung. Auf der Basis neuerer Studien und eigener Fallstudienbefunde zu innovativer Arbeitspolitik wird im vorliegenden Beitrag argumentiert, dass wesentliche Elemente des in früheren Untersuchungen beschriebenen Arbeits- und Betriebsverständnis auch heute noch zu finden sind. Zugleich schlägt sich die zunehmende Dualisierung von Beschäftigungsbedingungen aber auch bei industriellen Stammbelegschaften in einer stärker werdenden Verunsicherung nieder. Zentrale Bestandteile eines für industrielle Lohnarbeiter typischen Denkens scheinen auch jenseits von arbeitssituativen Unterschieden gültig zu sein.
Abstract
What workers think about work and the firm, and working class consciousness in general has been a central topic in industrial sociology since the 1950s. In the earlier research a specific understanding of performance, as well as taking pride in the work done, perceptions of a corporate and societal dichotomy and an orientation towards collective representation were described as recurring elements of workers‘ consciousness. Based on recent publications and case studies we propose that there are important continuities. But, especially due to the increasing dualisation of working conditions and employment there are also elements of change, as for example, growing levels of insecurity which has even reached core workers. In the end, important general elements of working class thinking seem to be still in place although working conditions are different.