Systemrelevant Podcast: Wie sehen Beschäftigte die sozial-ökologische Transformation?
Was erwarten Beschäftigte von der sozial-ökologischen Transformation am Arbeitsplatz, und wie beeinflussen Arbeit, Digitalisierung und Klimawandel anti-demokratische Einstellungen? Darüber sprechen Bettina Kohlrausch, Christina Schildmann und Vera Trappmann.
[07.11.2023]
Die Erwartungen der Beschäftigten an die sozial-ökologische Transformation standen im Mittelpunkt einer Studie, die von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützt wurde. Diese Erhebung dokumentiert erstmals, mit einem Fokus auf Beschäftigte, deren Gedanken zum Klimawandel und der bevorstehenden sozial-ökologischen Transformation. Eine weitere Befragung im Rahmen des Forschungsprojekts "Soziale Lebenslagen und demokratische Integration" der Hans-Böckler-Stiftung untersuchte den Einfluss von Arbeit, Digitalisierung und Klimawandel auf anti-demokratische Einstellungen.
In der neuen Folge "Systemrelevant" teilen Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des WSI, Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung, und die Wissenschaftlerin Vera Trappmann, Professorin an der Universität Leeds, Erkenntnisse aus diesen beiden Studien. Die Diskussion behandelt die Bedeutung der sozial-ökologischen Transformation und den Umgang mit dem Klimawandel im Kontext von Arbeit und gesellschaftlichem Wandel. Es wird betont, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine hohe Sensibilität für den Klimawandel zeigt und die Notwendigkeit einer Transformation erkennt.
Trappmann hebt hervor, dass der Arbeitsplatz ein zentraler Ort für Emissionen ist, aber noch nicht im ausreichenden Maße für den Klimaschutz genutzt wird. Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf, insbesondere weil Beschäftigte die Klimakatastrophe als systemisches Problem wahrnehmen und systemische Lösungen wünschen. Viele sind besorgt über den Klimawandel, und fast die Hälfte äußert Angst und Empörung, was wichtige Voraussetzungen für Klima-Aktivismus und umweltfreundliches Handeln sind.
Bettina Kohlrausch betont, dass der Klimawandel fälschlicherweise oft als Elitethema dargestellt wird. Tatsächlich ist es jedoch ein Thema von großer Bedeutung für Menschen in allen sozialen Schichten. Die Priorisierung hängt stark von individuellen Sorgen ab. In diesem Kontext wird auch die Rolle von Gewerkschaften bei der Gestaltung des Wandels am Arbeitsplatz betont. Besonders für Menschen in unsicheren wirtschaftlichen Verhältnissen kann die Erwerbsarbeit als wichtiger Mechanismus für gesellschaftliche Teilhabe dienen. Sie organisiert nicht nur die Verteilung materieller Ressourcen, sondern trägt auch zur demokratischen Teilhabe und sozialen Anerkennung bei, so Kohlrausch.
Die Folge betont die Schlüsselrolle des Staates bei der Förderung des Wandels, insbesondere durch Investitionen in erneuerbare Energien und die Schaffung geeigneter politischer Rahmenbedingungen. Die hohen Erwartungen der Befragten an Staat und Unternehmen, den Klimawandel aktiv zu gestalten und aufzuhalten, sind nach Schildmann eine plausible Erkenntnis. Viele sind bereit, individuelle Veränderungen vorzunehmen, sogar neue Berufe zu erlernen. Gleichzeitig ist ihnen bewusst, so Schildmann weiter, dass sie dies nicht allein bewältigen können. Dies stellt eine systemische und strukturelle Herausforderung dar, die die Bundesregierung und führende Unternehmen angehen müssen.
Warum die Kommunikation und politischen Maßnahmen darauf abzielen sollten, die Hoffnung auf eine sozial und ökologisch gestaltete Zukunft zu vermitteln, erfahrt ihr im weiteren Verlauf der Folge. Jetzt reinhören!
Moderation: Marco Herack
Weitere Informationen
Transformation braucht Beteiligung - Böckler Impuls 16/2023
Felix Schulz, Vera Trappmann: Erwartungen von Beschäftigten an die sozial-ökologische Transformation, Working Paper der HBS-Forschungsförderung Nr. 308, Oktober 2023
Gute Arbeit, starke Demokratie - Böckler Impuls 14/2021
Hövermann, Andreas; Kohlrausch, Bettina; Voss, Dorothea: Anti-demokratische Einstellungen
Forschungsförderung Policy Brief
Alle Informationen zum Podcast
In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann