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WSI Verteilungsbericht 2022: Einkommensarmut

 

In Westdeutschland lag die Armutsquote 1991 bei 11 Prozent. Das bedeutet, dass 11 Prozent der Haushalte in diesem Jahr ein verfügbares Einkommen von weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens hatten. Nach einem kurzfristigen Anstieg auf 13,7 Prozent im Jahr 1994 fiel die Armutsquote bis Ende der 1998er Jahr auf 10,8 Prozent. Danach nahm der Anteil der armen und sehr armen Haushalte in Westdeutschland bis zum Jahr 2008 stetig zu und erreichte ein erstes Maximum von 15,2 Prozent. Zu Beginn der 2010er Jahre sank die relative Armut wieder etwas und lag damit etwa wieder auf dem Niveau des Jahres 2005. Bis 2015 stieg die Armut im bundesdeutschen Westen wieder stark und stetig und erreichte im Jahr 2019 mit 17,3 Prozent ihren bisherigen Höchstwert von 17 Prozent.

Im Osten lag die Armutsquote 1991 mit 8,1 Prozent deutlich unter dem westdeutschen Wert. Allerdings verlief der Anstieg dann deutlich steiler als im Westen. Im Jahr 2011 überholte der Osten den Westen mit einem Spitzenwert von 14,7 Prozent. Seitdem ist die Armutsquote in Ostdeutschland insgesamt weiter angestiegen Am aktuellen Rand sind in Ostdeutschland 15,6 Prozent der Bevölkerung von Armut betroffen. Die Armutsquoten beider Landesteile nähern sich auf historisch hohem Niveau aneinander an.

Der Anteil der Haushalte, die in strenger Armut leben (Haushaltseinkommen unter 50 Prozent des Medianeinkommens), entwickelte sich in beiden Landestielen parallel zur Quote der Haushalte, die ein Einkommen unterhalb der 60 Prozent-Marke des Medianeinkommens erzielen. Auch hier zeigt sich im Zeitverlauf ein relativ konstanter Anstiegstrend.

Die Entwicklungen in Gesamtdeutschland verliefen nahezu parallel zu den westdeutschen.

Download Daten (xlsx)

Weitere Erläuterungen
Armutsgrenze: Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Nettoeinkommens der Bevölkerung in Privathaushalten. Die Schwelle für große Armut liegt bei 50 Prozent dieses Einkommens.

Armutsquote: Die Armutsquote ist der Anteil von Personen an der Bevölkerung in Privathaushalten, deren verfügbares Haushaltseinkommen unterhalb der 60 Prozent-Armutsgrenze liegt. Sehr arm ist, wessen Haushaltseinkommen unterhalb der 50 Prozent-Grenze liegt.

Medianeinkommen: Das mittlere Einkommen, auch Medianeinkommen genannt, ist der Wert, der genau in der Mitte liegt, wenn alle Einkommen aufsteigend geordnet werden.

Quellen
Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) (2022): Daten für die Jahre 1984-2020, Version 37, SOEP

Kontakt

Ansprechpartnerin für alle Fragen zum Verteilungsbericht 2022 ist Dr. Dorothee Spannagel.

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