Scherrer, Christoph : Arbeit auf See – trotz Regulierung prekär
DOI: 10.5771/0342-300X-2025-6-434
Seiten 434-442
Zusammenfassung
Der Beitrag geht der Frage nach, warum trotz eines von fast allen Flaggenstaaten unterzeichneten Seearbeitsübereinkommens und einer verbesserten Überwachung dieses Rechts durch regionale Hafenstaatkontrollabkommen nach wie vor schlechte Arbeitsbedingungen in der Frachtschifffahrt vorherrschen. Er beantwortet diese Frage mit einer Diskussion der Lücken im Seearbeitsrecht und seiner Überwachung sowie vor allem der Marktmacht der Reeder. Die Kapitalkonzentration und die kartellrechtlichen Ausnahmeregelungen für Reedereiallianzen verschaffen den Reedern eine starke Position gegenüber Besatzungen, Hafenbetreibern und Staaten. Diese Position begründet die abschließende Handlungsempfehlung, die Reedereien mit dem Gesetz zur Sorgfaltspflicht in der Lieferkette in die Pflicht zu nehmen.
Schlagworte: Arbeitsbedingungen, EU-Recht, Sozialrecht, Globalisierung, Standortverlagerung, Seearbeitsrecht
Abstract
The author examines the question why poor working conditions continue to prevail in the cargo shipping industry despite the Maritime Labour Convention, which has been signed by almost all flag states, and improved monitoring of this law through regional port state control agreements. He answers this question by discussing the gaps in maritime labour law and its monitoring and, above all, the market power of shipping lines. The concentration of capital and the antitrust exemptions for shipping company alliances give shipping lines a strong position vis-à-vis crews, port operators and states. This position justifies the final recommendation to hold shipping companies accountable with the law on due diligence in the supply chain.