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WSI-Mitteilungen

Menz, Wolfgang / Nies, Sarah : Gerechtigkeit und Rationalität – Motive interessenpolitischer Aktivierung

Ausgabe 07/2016

WSI-Mitteilungen 7/2016, Seiten 530–539

Zusammenfassung

Gewerkschaftliche und interessenpolitische Aktivierung entstehen nicht unmittelbar dadurch, dass Beschäftigte strukturell von Ungleichheit betroffen sind. Vielmehr basieren sie auf der konkret erlebten Verletzung von normativen Ansprüchen im Betrieb. Der Beitrag diskutiert anhand von drei empirischen Aktivierungsfällen aus dem Dienstleistungsbereich (dem Einzelhandel, dem Sozial- und Erziehungsdienst und den IT-Dienstleistungen), welche spezifischen Anspruchsverletzungen einer Aktivierung zugrunde liegen können. Insbesondere Gerechtigkeitsansprüche auf Würde, Leistungsgerechtigkeit und Fürsorge sind in unseren Fällen für das Entstehen von Kritik und Protest maßgeblich. Allerdings zeigen unsere Ergebnisse ebenso, dass auch verletzte Ansprüche auf Rationalität zur Empörung und zur (Selbst-)Aktivierung der Beschäftigten führen können. Unterschiede zeigen sich aber hinsichtlich weitergehender Politisierungsfolgen. So tendieren Gerechtigkeitskonflikte zu einer stärkeren politischen Generalisierung als Rationalitätskonflikte, die in unseren Fällen stärker auf den betrieblichen Horizont beschränkt bleiben.

Abstract

Collective action, whether unionised or not, is usually not a mere result of structural inequalities but. It rather depends on the actual experience that the individual has of violations of the workers’ sense of justicejustice. Drawing on three empirical case studies of activation – in retail, in the IT sector and in public child care services – the article discusses different components of the workers’ sense of justicejustice and their impact on mobiliszation. In our case studies it is the assault on dignity, the violation of the meritocratic principle and the neglect of care responsibility which play the most significant roless infor activation. play the assault on dignity, the violation of the meritocratic principle and the neglect of care responsibility. However, our findings also show that the violation of workers’ ideas of rationality and functionality may also lead to discontent and protest. Regarding the evolvement of a broader social or political movement, conflicts involvingclaims for justicejustice tend towards stronger political generalisations than still are more promising, whereas activation based on the workers’ sense of rationality, which tends to remain within the limits of the particular conflicts at the firm level.

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