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Foto: Cover der WSI-Mitteilungen WSI-Mitteilungen

Spannagel, Dorothee : Mehr Ungleichheit – weniger politische Teilhabe. WSI-Verteilungsbericht 2025

Ausgabe 06/2025

DOI: 10.5771/0342-300X-2025-6-452

Seiten 452-460

Zusammenfassung

Der diesjährige Verteilungsbericht untersucht die Entwicklung der Einkommensungleichheit in Deutschland von 2010 bis 2022 sowie deren politische Implikationen. Auf Basis von Daten des SOEP und der WSI-Erwerbspersonenbefragung zeigt sich: Die Ungleichheit der Einkommen verharrte bis Mitte der 2010er Jahre auf relativ stabilem Niveau, stieg jedoch ab 2018 an. Die Armutsquoten wuchsen deutlich, während Reichtum insgesamt stabil blieb. Politisch verstärken sich dadurch soziale Bruchlinien: Niedrigere Einkommensgruppen weisen ein geringeres Vertrauen in zentrale demokratische Institutionen auf und beteiligen sich seltener an Wahlen. Diese Entwicklungen können sich als ein Nährboden für populistische Kräfte wie die AfD erweisen. Politisch notwendig erscheinen daher Maßnahmen zur Stärkung guter Erwerbstätigkeit, zielgerichtete Transferleistungen für arme Menschen sowie eine stärkere Besteuerung höchster Einkommen und Vermögen. All diese Reformen sind wichtig, um die gesellschaftliche Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen zu sichern und können einen Beitrag dazu leisten, demokratieschwächenden Tendenzen entgegenzuwirken.

Schlagworte: Demokratie, soziale Integration, Armut, Einkommensverteilung, Verteilungspolitik

Abstract
This year’s report on the distribution of income examines the development of income inequality in Germany from 2010 to 2022 and its political implications. Based on data from the GSOEP and the WSI Labour Force Survey, it shows that income inequality remained relatively stable until the mid-2010s but rose from 2018 onwards. Poverty rates increased markedly, while income wealth remained stable overall. Politically, this reinforces social divisions: Lower income groups have less trust in key democratic institutions and are less likely to participate in elections. These developments could prove to be a breeding ground for populist forces such as the AfD. Politically, measures to strengthen good employment, targeted financial transfers for poor people, and higher taxation of top incomes and wealth therefore appear necessary. All these reforms are important to ensure the social participation of all population groups and can help to counteract tendencies that weaken ­democracy.

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