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WSI-Mitteilungen

Schulten, Thorsten / Bispinck, Reinhard : Re-Stabilisierung des deutschen Flächentarifvertragsystems

Ausgabe 04/2009

Das deutsche Tarifsystem befindet sich in einem seit Langem anhaltenden komplexen Erosionsprozess. Der Beitrag zeigt, dass dafür neben dem Rückgang gewerkschaftlicher Organisationsmacht und struktureller Macht am Arbeitsmarkt vor allem die abnehmende institutionelle Macht verantwortlich ist, die sich in gesetzlich fixierten Rechten und Regelungen sowie politischen Institutionen widerspiegelt. Eine vergleichende europäische Analyse macht deutlich, dass in den meisten Nachbarländern eine bewusste politische Stützung des Tarifsystems erfolgt, während in Deutschland selbst eine partielle Stabilisierung etwa im Rahmen des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes politisch sehr umkämpft ist. Das Fehlen einer politischen Stützung erklärt, warum deutsche Gewerkschaften  den Erosionstendenzen des Flächentarifvertragssystems nur vergleichsweise wenig entgegenzusetzen haben. Die Autoren argumentieren, dass eine Re-Stabilisierung des Flächentarifvertragssystems aus gewerkschaftlicher Kraft allein eher unwahrscheinlich ist. Sie plädieren für eine grundlegende Reform des Verfahrens zur Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen als ersten Schritt zur Stärkung institutioneller Macht.

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