WSI Verteilungsmonitor: Entwicklung der Bruttostundenlöhne in Deutschland, 1970-2021
Legt man die durchschnittlichen preisbereinigten Brutto- und Nettostundenlöhne in der Abgrenzung der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zugrunde, dann zeichnet sich das vergangene Jahrzehnt durch ein insgesamt beachtliches Wachstum aus. Die in der Abbildung abgetragenen preisbereinigten Bruttolöhne legten im vergangenen Jahrzehnt nach dem sehr schwachen Wachstum in den 2000er Jahren um 1,6 Prozent zu, was auch den Lohnanstieg der 1990er Jahre deutlich übertrifft. Wie die Daten im WSI Policy Brief 46 (Appendix) zeigen, stiegen die Nettostundenlöhne mit durchschnittlich 1,4 Prozent pro Jahr in den 2010er Jahren ebenfalls schneller als in den zwei Jahrzehnten zuvor. So erreichte das durchschnittliche Wachstum der Nettostundenlöhne in den 1990ern nur 0,4 Prozent und stagnierte in den 2000er Jahren. Wenngleich die Wachstumsraten der 1970er und 1980er Jahre unerreicht blieben, handelte es sich aus der Perspektive der Lohnempfänger*innen um ein vergleichsweise gutes Jahrzehnt (Bispinck 2020).
Im ersten Corona-Jahr 2020 sind die realen Bruttostundenlöhne um 2,9 Prozent gestiegen, während die Bruttolöhne gesamtwirtschaftlich um real 1,3 Prozent zurückgegangen sind. Eine Ursache für den kräftigen Zuwachs der realen Bruttostundenlöhne dürfte darin liegen, dass ein substantieller Anteil der Bruttostundenlöhne von Tarifverträgen abhängt, die nicht kurzfristig auf scharfe Wirtschaftseinbrüche reagieren. Darüber hinaus sind gerade in Wirtschaftszweigen mit niedrigen Stundenlöhnen – wie etwa dem Gastgewerbe – viele Arbeitsstunden weggefallen, was den gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt der Bruttostundenverdienste anhebt. Auch das Jahr 2021 ist durch die Pandemie geprägt.
Detaillierte Daten und Analysen
Download WSI Policy Brief 46, 09/2020 (pdf)
Download Daten für Deutschland, Ost/West und Bundesländer, nach Leistungsgruppen (xlsx)
Download Daten für 21 Branchen, nach Leistungsgruppen (xlsx)
Literatur
Bispinck, R. (2020): Die Zehnerjahre in der Tarifpolitik. Eine Bilanz mit Ausblick, Düsseldorf