Quelle: HBS
WSI-MitteilungenHilbert, Josef / Bräutigam, Christoph / Evans, Michaela : Berufsbildung im Gesundheitswesen: Ein Sonderweg mit Fragezeichen
WSI-Mitteilungen 1/2014, Seiten 43-51
Zusammenfassung
Berufsbildung in Deutschland –als Duales System bekannt – wird durch ein „korporatistisches“ Zusammenspiel von Gewerkschaften, Arbeitgeberorganisationen, Kammern und staatlichen Stellen reguliert. Dieses System gilt als bewährte Stütze des „Standorts Deutschland“. Gleichwohl geht das Gesundheitswesen in der Berufsbildung einen Sonderweg. Wichtige nicht-akademische Kernberufe werden in staatlicher Regie, von Länder- und Bundesministerien verantwortet. Dies hat Konsequenzen: Während unter dem staatlichen Dach die Weiterentwicklung wichtiger Gesundheitsberufe nur schleppend vorankommt, gibt es in Bereichen, die nicht der öffentlichen Zuständigkeit unterliegen, ein dynamisches, aber strategisch wenig fundiertes „Berufebasteln“. Dies schlägt sich in einer unübersichtlichen Zahl an Abschlüssen nieder, deren Zukunftsfähigkeit teilweise fraglich ist. Es ist unwahrscheinlich, dass das Gesundheitswesen seinen berufsbildungspolitischen Sonderweg kurzfristig verlässt. Deshalb erscheint es vernünftig, dass interessierte Akteure sich darauf verständigen, bewährte Prinzipien des Dualen Systems in Eigenregie zu realisieren: etwa einen regelmäßigen „Berufsbildungsreport Gesundheitswirtschaft“.
Abstract
Vocational training in Germany is regulated and controlled by’corporatist’ interplay of unions, employers' associations, chambers and government agencies. This system is considered to be a cornerstone of Germany’s successful economic development. However, with respect to vocational training the health care sector takes a special path. Its non-academic core professions are solely regulated, developed and controlled by public institutions, by state and federal government departments. This has considerable consequences: while areas of health care that are solely under public supervision only slowly refine profiles of key jobs, areas outside of public supervision dynamically develop job profiles – often with little strategic planning. This is reflected in a high and confusing number of vocational certificates; the future compliancy of which is in some cases questionable. It is unlikely that the health care system will be abandoning its exceptional approach to training policy in the near future. It would therefore seem to be a sensible strategy for interested stakeholders to agree on instruments that have proven successful in the 'corporatist' system, for example a sector-specific, regular vocational training monitoring report.