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WSI-Mitteilungen

Behruzi, Daniel / Brinkmann, Ulrich / Paulitz, Tanja : Corona-Krise - Stresstest für die Mitbestimmung

Ausgabe 04/2021

DOI: 10.5771/0342-300X-2021-4-296

Seiten 296-305

Zusammenfassung

Die Corona-Pandemie legt in allen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft bestehende Stärken, vor allem aber systemische Schwächen offen. Das gilt auch für die betriebliche Mitbestimmung. In vielen Betrieben werden kollektive und individuelle Beschäftigtenrechte offen missachtet – teilweise aufgrund von Überforderung des Managements (und der Interessenvertretungen), teilweise mit strategischer Absicht. Das Regime der „Notverordnungen“ der betrieblichen Exekutivgewalt geht in einigen Fällen so weit, dass Geschäftsführungen den Mitarbeitervertretungen, Betriebs- oder Personalräten „Generalvollmachten“ zur Unterschrift vorlegen, mit denen diese auf sämtliche Mitbestimmungsrechte verzichten sollen. Ob die Kollektivrechte derart infrage gestellt werden, hängt stark von der zuvor bestehenden betrieblichen Mitbestimmungskultur ab. Weitere entscheidende Faktoren dafür, ob die Mitbestimmung den pandemischen Stresstest besteht, sind die Durchsetzungsfähigkeit der Beschäftigtenvertretung sowie ihre gewerkschaftliche Anbindung und die Organisationsmacht der Belegschaft. Weniger stark fallen den Ergebnissen zufolge Faktoren wie Betriebsgröße, Trägerschaft und das jeweils geltende Mitbestimmungsrecht ins Gewicht.

Abstract

Covid-19 Crisis – Stress Test for Codetermination

In all sectors of society and the economy the Covid-19 pandemic reveals existing strengths, but even more so systemic weaknesses. This is also the case for workplace codetermination. In many workplaces, individual and collective rights of employees are openly disregarded – partly as a result of overburdened managers (and workers’ representatives), partly with strategic purpose. In some cases, the regime of “emergency decrees” implemented at the workplace by the executive powers goes so far that management requests works councils to sign a general agreement in order to renounce all codetermination rights. Whether collective rights can be undermined in this way depends strongly on the pre-existing codetermination culture. Other decisive factors for the question of whether codetermination passes the stress test of the pandemic are the assertiveness of the works council, as well as its connection to the trade union and the organisational power of the workforce. The findings suggest that factors such the size of the enterprise, the ownership and the prevailing codetermination law carry less weight.

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