zurück
WSI-Mitteilungen

Detje, Richard / Menz, Wolfgang / Nies, Sarah / Sauer, Dieter : Krise ohne Konflikt? Zur Wahrnehmung der Wirtschaftskrise aus Sicht von Betroffenen

Ausgabe 10/2011

In Deutschland ist die tiefe Wirtschaftskrise seit 2008 vergleichsweise friktionslos und konfliktarm verlaufen. Eine qualitative explorative Studie zur Wahrnehmung der Wirtschaftskrise aus Perspektive von Vertrauensleuten und Betriebsräten der Metall-, Elektro- und Textilindustrie zeigt mögliche Ursachen dafür auf: Viele Beschäftigte verfügen bereits seit Längerem über eine generalisierte Kompetenz im Umgang mit Krisen. Vor dem jeweiligen biografischen und betrieblichen Hintergrund wird der tiefe wirtschaftliche Einbruch häufig nicht als gleichermaßen individuell krisenhafter Einschnitt erlebt. Als konfliktdämpfend erweisen sich zudem die Spaltungstendenzen (Abfederung der Krisenfolgen für die Stammbelegschaft durch die Entlassung von Leiharbeitnehmern) sowie eine massive betriebliche Arbeitszeitflexibilisierung. Die Studie zeigt aber zugleich: Die Wahrnehmungen der Beschäftigten sind geprägt durch tief gehende Ohnmachtserfahrungen. Die Beschäftigten entwickeln eine „adressatenlose Wut“, für die es auf der betrieblichen Ebene keine Ansprechpartner oder Gegenüber gibt. In der Folge entsteht ein erhebliches, allerdings recht diffuses gesellschaftliches Protestpotenzial.

in: WSI-Mitteilungen 10/2011, Seiten 503-510

 

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen