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WSI-Mitteilungen 5/2022 WSI-Mitteilungen

Leiber, Simone / Österle, August : Formalisierung des Informellen. Die Regulierung der „24-Stunden-Betreuung“ in Österreich und Deutschland

Ausgabe 05/2022

DOI: 10.5771/0342-300X-2022-5-379

Seiten 379-385

Zusammenfassung

Seit der EU-Osterweiterung findet Pflege- und Betreuungsarbeit durch Migrant*innen aus Mittel- und Osteuropa, die im Haushalt der Pflegebedürftigen leben (Live-in-Modell), zunehmend Verbreitung in familialistisch geprägten Wohlfahrtsstaaten wie Österreich und Deutschland. Der Beitrag stellt die Verbreitung und rechtliche Rahmung des Phänomens in den beiden Ländern dar und erläutert die Genese und Bedeutung der Live-in-Arrangements im Gesamtkontext der Pflege in Privathaushalten. Die Ursprünge der neuen Sorgemärkte beruhten zunächst auf informellen Netzwerken und Arrangements. Während in Österreich das Feld im Jahr 2007 umfassend reguliert wurde, gab es in Deutschland bisher keine politische Regulierung des grauen Marktes. In beiden Ländern sind aber Pflegeagenturen als politische Akteure aktiv und initiieren Prozesse unternehmerischer Selbstregulierung. Der Beitrag geht im Ländervergleich der Frage nach, welches die politischen Triebkräfte dieser Regulierungs- und Formalisierungsprozesse waren, was die unterschiedlichen Entwicklungen in den beiden Ländern erklärt und welche politische Rolle dabei die Vermittlungsagenturen und ihre Interessenorganisationen spielen.

Abstract

Following eastward enlargement of the EU, live-in care work (also called 24-hour care) provided by migrant workers has become an important source of long-term care provision in familialistic welfare states such as Austria and Germany. This article explores the distribution of live-in care work provided by migrant workers in both countries, focusing in particular on the role intermediaries are playing in (self)regulation. The origins of live-in care work were informal networks and arrangements. Whereas comprehensive regulation was established in Austria in 2007, there has not been political regulation of this grey area of the economy in Germany. However, in both countries care agencies are active political actors initiating processes of self-regulation. An overview of the long-term care systems and the various options for long-term care provision in the private home of those in need of care delivers the necessary contextualisation for the analysis. The article identifies political drivers of the processes of regulation and formalisation including the role of intermediaries and the factors explaining divergent developments in the two countries.

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