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WSI Mitteilungen 3/2023 WSI-Mitteilungen

Haipeter, Thomas : Zwischen Tarifakzeptanz und Tarifkritik. Die Arbeitgeberverbände und ihre Sichtweisen auf das Tarifsystem

Ausgabe 03/2023

DOI: 10.5771/0342-300X-2023-3-177

Seiten 177-184

Zusammenfassung

Der kontinuierliche Rückgang der Tarifbindung seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten lässt kaum einen anderen Schluss zu: Das deutsche Tarifsystem ist in der Krise. Immer weniger Unternehmen und Beschäftigte sind noch an die Normen der Tarifverträge gebunden. Diese Entwicklung wird zumeist mit strukturellen Faktoren wie der Struktur der Betriebsgrößen oder der Wertschöpfungsketten einer Branche erklärt. Allerdings ist das Bild, das damit gezeichnet wird, nicht vollständig. Stärker zu berücksichtigen sind nämlich das Handeln der Arbeitgeberverbände als Ergebnis ihrer Sichtweise auf das Tarifsystem sowie die Tarifstrategien, die daraus abgeleitet werden. Diese Sichtweisen und Strategen rahmen nicht nur das Verbandshandeln, sondern beeinflussen darüber hinaus die Entwicklung der Tarifbindung, weil sie für die Unternehmen Handlungsoptionen schaffen und legitimieren. Diesen Zusammenhang untersucht der Autor auf der Grundlage einer Internetrecherche aktueller Verbandswebseiten. Dabei zeigt sich, dass die Unterschiede der Tarifentwicklung zwischen, aber auch innerhalb von Branchen viel mit den Strategien der Verbände zu tun haben.

The continuous decline in collective bargaining coverage over almost three decades makes it difficult to reach any other conclusion: The German collective bargaining system is in crisis. Fewer and fewer companies and employees are still bound by the standards of collective agreements. This development is usually explained by structural factors such as the structure of company size or the value chains of an industry. However, the picture that this paints is not complete. Stronger consideration must be given to the actions of employers’ associations as a result of their views of the collective bargaining system and the collective bargaining strategies that are derived from it. These views and strategies not only frame the collective action of the associations, but also influence the development of collective bargaining coverage because they create and legitimise options for the action of companies. The author examines this connection on the basis of an internet search of current federation websites. It is shown that the differences in the development of collective agreements between and within sectors have a lot to do with the strategies of the employers’ associations.

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