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WSI Mitteilungen 3/2023 WSI-Mitteilungen

Evans, Michaela : „Tariftreue“ in der Altenpflege. Neue Governance zwischen Tarifpolitik und Sozialstaat

Ausgabe 03/2023

DOI: 10.5771/0342-300X-2023-3-221

Seiten 221-227

Zusammenfassung

Pflegeberufe gehören zu den Berufen mit den größten Fachkräftelücken. Akuter Fachkräftemangel, persistente Lohndisparitäten und personalbedingte Versorgungsengpässe in der Altenpflege haben in der Vergangenheit den Druck auf Politik und Branchenakteure deutlich erhöht, die Entlohnungs- und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Mit der Einführung von „Tariftreue“-Regelungen fand eine lange Vorgeschichte tarifpolitischer Ordnungsbemühungen in der Altenpflege ihren vorläufigen Höhepunkt. Dabei trifft der Begriff „Tariftreue“ nur bedingt zu, denn die gesetzlichen Neuregelungen sehen neben der Tarifbindung auch weitere Optionen für nicht-tarifgebundene Pflegeeinrichtungen vor, um eine Zulassung zur pflegerischen Versorgung zu erhalten. Die Umsetzung der gesetzlichen Neuregelungen erfolgt in einem Governance-Arrangement, in dem Normsetzungsprozesse im Wechselbezug pflegebezogener Tarif- und sozialstaatlicher Pflegepolitik wesentlich durch tariffremde Akteure mitgestaltet werden. Der Beitrag bilanziert den bisherigen Veränderungsprozess, zeigt seine Probleme auf und fragt nach den weiteren Perspektiven.

Abstract

Care professions are among the professions with the greatest skills gaps. In the past, acute shortages of skilled workers, persistent wage disparities and personnel-related supply shortages in geriatric care have significantly increased the pressure on politicians and the social service sector itself to improve wages and working conditions in the long term. With the introduction of “tariff compliance” regulations in the care sector, a long history of collective bargaining efforts reached its preliminary climax. The term “tariff compliance” only applies to a limited extent because the new legal regulations also include other options for care enterprises that are not bound by collective bargaining agreements in order to obtain approval for long-term care. The implementation of the new legal regulations takes place in a governance arrangement in which standard-setting processes in the reciprocal reference to care-related collective bargaining and social policy will in future also be shaped by actors outside the system of industrial relations. The article takes stock of the change process so far, indicates its problems and inquires into further perspectives.

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